Studie: Handy am Steuer wie Trunkenheit
VON PETER MARTOS (Die Presse) 07.07.2006
Fahrer, die mobil telefonieren, sind so stark beeinträchtigt wie Lenker mit 0,8 Promille Alkohol. Eine Freisprecheinrichtung nützt praktisch nichts, weil der Gesprächsinhalt ablenkt. Handy am Ohr vergrößert das Risiko zwar nur unwesentlich gegenüber der Freisprecheinrichtung, besagt eine Studie. Telefonieren am Steuer sei aber gleich arg wie Trunkenheit.
WIEN. Autofahrer, die mobil telefonieren, sind im Straßenverkehr ähnlich gefährlich wie Betrunkene. Das ist die Kernaussage einer Studie an der University of Utah, die nach dreijähriger Arbeit veröffentlicht wurde. Es gebe zudem kaum Unterschiede zwischen "Handy am Ohr" und Freisprecheinrichtung. Letztere nutze praktisch nichts, weil "die Konversation selbst - und nicht nur die Handy-Bedienung - die Fahrer von den Straßenbedingungen ablenkt", so Koautor Frank Drews.
"Menschen, die beim Autofahren via Handy telefonieren, sind etwa gleich behindert, als würden sie mit dem erlaubten Alkoholgrenzwert im Blut fahren", sagt Drews. Dieser Wert wurde bei 0,8 Promille angesetzt. Womit der hierzulande erlaubte Grenzwert (0,5 Promille) überschritten wäre. Drews: "Wenn die Gesetzgeber wirklich etwas gegen Fahruntüchtigkeit unternehmen wollen, sollten sie überlegen, die Handy-Nutzung beim Fahren zu verbieten."
Basis der im Journal der "Human Factors and Ergonomics Society" publizierten Studie war ein Test, dem 40 Teilnehmer je viermal unterzogen wurden: ohne Ablenkung, mit Handy am Ohr, mit Freisprecheinrichtung und einmal mit 0,8 Promille Alkohol im Blut (Wodka-Orange). Sie fuhren im Simulator hinter einem "Tempomacher" her, der plötzlich bremste: [*] Fahrer, die telefonierten, waren um eine Spur langsamer unterwegs als Unbeeinträchtigte und bremsten um neun Prozent später. Nach dem Bremsen beschleunigten sie um 19 Prozent später. Sie waren 5,36-mal so oft in Kollisionsgefahr. Der Abstand zum Tempomacher wechselte stark, drei Telefonierer fuhren auf. [*] Fahrer mit Alkohol im Blut waren noch eine Spur langsamer als die Telefonierer, dafür aggressiver unterwegs. Sie fuhren sehr nahe an den Tempomacher heran, bremsten häufiger und heftiger.
Überrascht waren die Forscher von alkoholisierten Fahrern: "Weder die Unfallraten noch die Reaktionszeiten unterschieden sich signifikant von den Telefonierern." Drews vermutet, dass der Grund in der Tageszeit zu suchen sei: Da die Tests jeweils morgens stattfanden, seien die Personen ausgeruht gewesen. In der Realität passierten 80 Prozent aller durch Alkohol ausgelösten Unfälle zwischen 18 und 6 Uhr, wenn Fahrer müde sind. Bei zwei Fünftel der 42.000 jährlichen Todesfälle im US-Straßenverkehr ist Alkohol im Spiel.
Studienleiter David Strayer hat nach der Basisuntersuchung 2003 den Pharmakologen und Toxikologen Dennis Crouch beigezogen. Strayer rechnet jetzt mit dem Vorwurf, "dass wir die Behinderung durch Alkoholisierung trivialisieren". Das sei natürlich Unsinn. "Wir meinen nicht, dass Leute fahren sollten, während sie betrunken sind, aber sie sollten nicht telefonieren, während sie fahren."
Telefonieren beim Fahren gehört (auch) in den USA zu den neuen Gefahren im Straßenverkehr. Laut der "National Highway Transportation Safety Administration" telefonieren tagsüber acht Prozent aller Fahrer. (In der Nacht wird nicht beobachtet.)
"Glücklicherweise ist der Anteil der betrunkenen Fahrer zu allen Zeitpunkten viel niedriger", so Drews. Seine Vermutung, warum sich die Zahl der Unfälle mit Telefonierern in Grenzen hält: "92 Prozent nutzen kein Handy und kompensieren für die acht Prozent."
Laut ÖAMTC machen "Handy-am-Ohr-Telefonierer" um 40 Prozent mehr Fahrfehler als Nichttelefonierer. Mit Freisprecheinrichtung seien es um 28 Prozent mehr.
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Handy erhöht Risiko wie Alkohol
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Fahrer, die mobil telefonieren, sind so stark beeinträchtigt wie Lenker mit 0,8 Promille Alkohol. Eine Freisprecheinrichtung nützt praktisch nichts, weil der Gesprächsinhalt ablenkt. Handy am Ohr vergrößert das Risiko zwar nur unwesentlich gegenüber der Freisprecheinrichtung, besagt eine Studie. Telefonieren am Steuer sei aber gleich arg wie Trunkenheit.
WIEN. Autofahrer, die mobil telefonieren, sind im Straßenverkehr ähnlich gefährlich wie Betrunkene. Das ist die Kernaussage einer Studie an der University of Utah, die nach dreijähriger Arbeit veröffentlicht wurde. Es gebe zudem kaum Unterschiede zwischen "Handy am Ohr" und Freisprecheinrichtung. Letztere nutze praktisch nichts, weil "die Konversation selbst - und nicht nur die Handy-Bedienung - die Fahrer von den Straßenbedingungen ablenkt", so Koautor Frank Drews.
"Menschen, die beim Autofahren via Handy telefonieren, sind etwa gleich behindert, als würden sie mit dem erlaubten Alkoholgrenzwert im Blut fahren", sagt Drews. Dieser Wert wurde bei 0,8 Promille angesetzt. Womit der hierzulande erlaubte Grenzwert (0,5 Promille) überschritten wäre. Drews: "Wenn die Gesetzgeber wirklich etwas gegen Fahruntüchtigkeit unternehmen wollen, sollten sie überlegen, die Handy-Nutzung beim Fahren zu verbieten."
Basis der im Journal der "Human Factors and Ergonomics Society" publizierten Studie war ein Test, dem 40 Teilnehmer je viermal unterzogen wurden: ohne Ablenkung, mit Handy am Ohr, mit Freisprecheinrichtung und einmal mit 0,8 Promille Alkohol im Blut (Wodka-Orange). Sie fuhren im Simulator hinter einem "Tempomacher" her, der plötzlich bremste: [*] Fahrer, die telefonierten, waren um eine Spur langsamer unterwegs als Unbeeinträchtigte und bremsten um neun Prozent später. Nach dem Bremsen beschleunigten sie um 19 Prozent später. Sie waren 5,36-mal so oft in Kollisionsgefahr. Der Abstand zum Tempomacher wechselte stark, drei Telefonierer fuhren auf. [*] Fahrer mit Alkohol im Blut waren noch eine Spur langsamer als die Telefonierer, dafür aggressiver unterwegs. Sie fuhren sehr nahe an den Tempomacher heran, bremsten häufiger und heftiger.
Überrascht waren die Forscher von alkoholisierten Fahrern: "Weder die Unfallraten noch die Reaktionszeiten unterschieden sich signifikant von den Telefonierern." Drews vermutet, dass der Grund in der Tageszeit zu suchen sei: Da die Tests jeweils morgens stattfanden, seien die Personen ausgeruht gewesen. In der Realität passierten 80 Prozent aller durch Alkohol ausgelösten Unfälle zwischen 18 und 6 Uhr, wenn Fahrer müde sind. Bei zwei Fünftel der 42.000 jährlichen Todesfälle im US-Straßenverkehr ist Alkohol im Spiel.
Studienleiter David Strayer hat nach der Basisuntersuchung 2003 den Pharmakologen und Toxikologen Dennis Crouch beigezogen. Strayer rechnet jetzt mit dem Vorwurf, "dass wir die Behinderung durch Alkoholisierung trivialisieren". Das sei natürlich Unsinn. "Wir meinen nicht, dass Leute fahren sollten, während sie betrunken sind, aber sie sollten nicht telefonieren, während sie fahren."
Telefonieren beim Fahren gehört (auch) in den USA zu den neuen Gefahren im Straßenverkehr. Laut der "National Highway Transportation Safety Administration" telefonieren tagsüber acht Prozent aller Fahrer. (In der Nacht wird nicht beobachtet.)
"Glücklicherweise ist der Anteil der betrunkenen Fahrer zu allen Zeitpunkten viel niedriger", so Drews. Seine Vermutung, warum sich die Zahl der Unfälle mit Telefonierern in Grenzen hält: "92 Prozent nutzen kein Handy und kompensieren für die acht Prozent."
Laut ÖAMTC machen "Handy-am-Ohr-Telefonierer" um 40 Prozent mehr Fahrfehler als Nichttelefonierer. Mit Freisprecheinrichtung seien es um 28 Prozent mehr.
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Handy erhöht Risiko wie Alkohol
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rudkla - 7. Jul, 07:30