Geheimdiensttätigkeit und Journalismus sind unvereinbar
Presse-Erklärung des Korrespondentennetzwerks Weltreporter.net vom 15.12. im Wortlaut:
WELTREPORTER.NET, das Netzwerk freier deutschsprachiger Auslandskorrespondenten, sieht die eventuelle Zusammenarbeit von Korrespondenten und Bundesnachrichtendienst mit großer Sorge und fordert die rasche Klärung des Sachverhalts.
Unter Berufung auf das Magazin "Focus" berichten deutsche Medien derzeit über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Bundesnachrichtendienst und einzelnen freien deutschen Auslandskorrespondenten. Die Rede ist von 20 Reportern, die vom BND als Quellen geführt und für ihre Informantendienste bezahlt worden sein sollen. Dass sich dieser Verdacht erhärten könnte, beunruhigt uns.
Viele der Auslandskorrespondenten von WELTREPORTER.NET gehen ihrem Beruf in Regionen nach, in denen westlichen Journalisten immer wieder vorgeworfen wird, sie arbeiteten für die Nachrichtendienste ihrer Heimatländer. Der Vorwurf der Agententätigkeit unter dem Deckmantel des Journalismus bedroht nicht nur die kritische, unabhängige Arbeit der Korrespondenten, sondern auch ihre Gesundheit und manchmal ihr Leben. Sie werden dadurch von unparteiischen Beobachtern zu Teilnehmern an Konflikten und zur Zielscheibe verschiedener Interessengruppen.
Dieser Generalverdacht der Spitzeltätigkeit, dem sich viele ausländische Korrespondenten zum Beispiel in China, Ägypten, im Iran oder im Irak ohnehin schon ausgesetzt sehen, dient Regimes wie Oppositionellen, Aufständischen wie Terrorgruppen immer wieder als Vorwand, um gegen Reporter vorzugehen auch gegen westliche. So wurden Korrespondenten mit dem Hinweis auf eine mutmaßliche Agententätigkeit bei ihrer Arbeit behindert, misshandelt, ins Gefängnis gesteckt, entführt oder auch ermordet.
Deshalb erfüllen uns die jüngsten Berichte mit Sorge. Allen Beteiligten muss klar sein, dass eine Zusammenarbeit zwischen BND-Mitarbeitern und einzelnen Auslandskorrespondenten keine Privatangelegenheit dieser beiden Personengruppen ist. Sie würde dazu führen, dass Journalisten in Zukunft noch häufiger generell als Agenten betrachtet werden. Wir Korrespondenten könnten den Verdacht dann kaum mehr entkräften. Darüber hinaus erhöht sich auch das Risiko jener, die vor Ort zum Gespräch mit Korrespondenten bereit sind. Sie müssten mehr denn je befürchten, der Zusammenarbeit mit einem Nachrichtendienst verdächtigt zu werden.
Wir fordern deshalb eine zügige und transparente Aufklärung aller Vorwürfe. Wir erwarten, dass die Verantwortlichen benannt und zur Rechenschaft gezogen werden und dass Nachrichtendienste von vornherein darauf verzichten, Auslandskorrespondenten anzuwerben. Nur dann ist es den Korrespondenten freien wie festangestellten möglich, das Risiko ihrer Arbeit zu kalkulieren. Wir, die Mitglieder von WELTREPORTER.NET, halten fest: Geheimdiensttätigkeit und Journalismus sind unvereinbar.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Kai Schächtele, Tel. 030 6107 3809 schaechtele @weltreporter.nett , http://www.weltreporter.net .
Aus: Newsletter Netzwerk Recherche, #39, 05.01.2007
WELTREPORTER.NET, das Netzwerk freier deutschsprachiger Auslandskorrespondenten, sieht die eventuelle Zusammenarbeit von Korrespondenten und Bundesnachrichtendienst mit großer Sorge und fordert die rasche Klärung des Sachverhalts.
Unter Berufung auf das Magazin "Focus" berichten deutsche Medien derzeit über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Bundesnachrichtendienst und einzelnen freien deutschen Auslandskorrespondenten. Die Rede ist von 20 Reportern, die vom BND als Quellen geführt und für ihre Informantendienste bezahlt worden sein sollen. Dass sich dieser Verdacht erhärten könnte, beunruhigt uns.
Viele der Auslandskorrespondenten von WELTREPORTER.NET gehen ihrem Beruf in Regionen nach, in denen westlichen Journalisten immer wieder vorgeworfen wird, sie arbeiteten für die Nachrichtendienste ihrer Heimatländer. Der Vorwurf der Agententätigkeit unter dem Deckmantel des Journalismus bedroht nicht nur die kritische, unabhängige Arbeit der Korrespondenten, sondern auch ihre Gesundheit und manchmal ihr Leben. Sie werden dadurch von unparteiischen Beobachtern zu Teilnehmern an Konflikten und zur Zielscheibe verschiedener Interessengruppen.
Dieser Generalverdacht der Spitzeltätigkeit, dem sich viele ausländische Korrespondenten zum Beispiel in China, Ägypten, im Iran oder im Irak ohnehin schon ausgesetzt sehen, dient Regimes wie Oppositionellen, Aufständischen wie Terrorgruppen immer wieder als Vorwand, um gegen Reporter vorzugehen auch gegen westliche. So wurden Korrespondenten mit dem Hinweis auf eine mutmaßliche Agententätigkeit bei ihrer Arbeit behindert, misshandelt, ins Gefängnis gesteckt, entführt oder auch ermordet.
Deshalb erfüllen uns die jüngsten Berichte mit Sorge. Allen Beteiligten muss klar sein, dass eine Zusammenarbeit zwischen BND-Mitarbeitern und einzelnen Auslandskorrespondenten keine Privatangelegenheit dieser beiden Personengruppen ist. Sie würde dazu führen, dass Journalisten in Zukunft noch häufiger generell als Agenten betrachtet werden. Wir Korrespondenten könnten den Verdacht dann kaum mehr entkräften. Darüber hinaus erhöht sich auch das Risiko jener, die vor Ort zum Gespräch mit Korrespondenten bereit sind. Sie müssten mehr denn je befürchten, der Zusammenarbeit mit einem Nachrichtendienst verdächtigt zu werden.
Wir fordern deshalb eine zügige und transparente Aufklärung aller Vorwürfe. Wir erwarten, dass die Verantwortlichen benannt und zur Rechenschaft gezogen werden und dass Nachrichtendienste von vornherein darauf verzichten, Auslandskorrespondenten anzuwerben. Nur dann ist es den Korrespondenten freien wie festangestellten möglich, das Risiko ihrer Arbeit zu kalkulieren. Wir, die Mitglieder von WELTREPORTER.NET, halten fest: Geheimdiensttätigkeit und Journalismus sind unvereinbar.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Kai Schächtele, Tel. 030 6107 3809 schaechtele @weltreporter.nett , http://www.weltreporter.net .
Aus: Newsletter Netzwerk Recherche, #39, 05.01.2007
rudkla - 5. Jan, 11:06