Mega-Mega-Gau der deutschen Psychiatrie
Über den "Mega-Mega-Gau der deutschen Psychiatrie" berichtet der "Tagesspiegel" vom 28.2.: http://www.tagesspiegel.de/kultur/archiv/28.02.2006/2380315.asp#
Zitate draus: „Mein Fall“, sagt der grauhaarige Mann, „ist der Mega-Mega-Gau der deutschen Psychiatrie.“ Er sagt es als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, den einige seiner Kollegen selbst für verrückt halten....
...Doch als er anfing, Patienten auch außerhalb der Klinik zu treffen, begannen seine Probleme. Ein Vorgesetzter schrieb: „Herr Dr. Janzer ist eine Gefahr für die Patienten.“ Ihm wurde gekündigt. Kurioserweise wurde ihm daraufhin die Chefarztstelle einer Klinik für Alkohol- und Tablettenabhängige in der Eifel angetragen. Nach einem halben Jahr kam zusätzlich die Stelle als Chefarzt der noch größeren Rehabilitations- Klinik Neuwies in Neunkirchen dazu, für die er mit Erfolg ein völlig neues Therapiekonzept entwickelte. Trotzdem warf er 1977 alles hin. Ein Patient war aus seiner Klinik geflohen, eine Lappalie. Aber Janzer war durch die Doppelbelastung erschöpft und beantragte eine Berufsunfähigkeitsrente mit der originellen Begründung, dass er zu gesund für seinen Beruf als Nervenarzt sei. Es folgten acht Freiburger Jahre, in denen Janzer Fahrräder reparierte. Außerdem arbeitete er als Dachdeckergehilfe, Möbelpacker, Zeitungsverkäufer und schrieb seine Gedichte, Essays und „Romanoide“, in denen sich Erlebtes und Fiktion eigentümlich verschränken.
Eine Karriereverweigerer, ein Kauz. Wenn Jörg Janzer lacht, scheint er mehr ein deutscher Eulenspiegel in der Wolfgang-Neuss-Nachfolge zu sein als ein an Beckett und Sartre geschulter Existenzialist. Ein einsam aus dem Oberkiefer ragender bräunlicher Zahn wird sichtbar. Der war einsamer Akteur einer Posse, die Janzers Reputation vollends zu ruinieren drohte. Auslöser war die Forderung seiner Krankenkasse, er möge sich im Zuge einer Zahnbehandlung mit einem Gebiss ausstatten lassen. Janzer lehnte ab. Mit Gebiss würde er sich alt fühlen. Außerdem: Die Mundhöhle diene nicht nur der Zerkleinerung und Verschlingung von Nahrung, sondern sei auch ein heiliger Bezirk der Erotik. Dort einzugreifen, verstoße gegen die Menschenrechte. Die Gesundheitsbürokratie reagierte mit Unverständnis. Einen „Wiederspruch“ seitens der Kasse erkannte Janzer wegen der falschen Schreibweise nicht an. Ein Psychiater, dem der Briefwechsel mit Janzer zur Begutachtung übergeben wurde, leitete aus dem, was Janzer zur Aktion „Kunstraum Mundhöhle – Mundraum Kunsthöhle“ deklarierte, die Diagnose ab: psychotisch.
Einer der Gründe, warum Jörg Janzer der ökonomische Erfolg versagt blieb, dürfte seine Radikalität sein. Dem Psychiater, der ihn für verrückt erklärte, droht er, würde er im Rahmen einer Performance gern „in die Fresse hauen“. Als chronisch Schizophrener habe er zwar Krankengeld bezogen, aber verrückt sei er nicht.
Ein Posting des Werner-Fuß-Zentrum, Scharnweberstr. 29,
10247 Berlin, http://www.psychiatrie-erfahrene.de
Zitate draus: „Mein Fall“, sagt der grauhaarige Mann, „ist der Mega-Mega-Gau der deutschen Psychiatrie.“ Er sagt es als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, den einige seiner Kollegen selbst für verrückt halten....
...Doch als er anfing, Patienten auch außerhalb der Klinik zu treffen, begannen seine Probleme. Ein Vorgesetzter schrieb: „Herr Dr. Janzer ist eine Gefahr für die Patienten.“ Ihm wurde gekündigt. Kurioserweise wurde ihm daraufhin die Chefarztstelle einer Klinik für Alkohol- und Tablettenabhängige in der Eifel angetragen. Nach einem halben Jahr kam zusätzlich die Stelle als Chefarzt der noch größeren Rehabilitations- Klinik Neuwies in Neunkirchen dazu, für die er mit Erfolg ein völlig neues Therapiekonzept entwickelte. Trotzdem warf er 1977 alles hin. Ein Patient war aus seiner Klinik geflohen, eine Lappalie. Aber Janzer war durch die Doppelbelastung erschöpft und beantragte eine Berufsunfähigkeitsrente mit der originellen Begründung, dass er zu gesund für seinen Beruf als Nervenarzt sei. Es folgten acht Freiburger Jahre, in denen Janzer Fahrräder reparierte. Außerdem arbeitete er als Dachdeckergehilfe, Möbelpacker, Zeitungsverkäufer und schrieb seine Gedichte, Essays und „Romanoide“, in denen sich Erlebtes und Fiktion eigentümlich verschränken.
Eine Karriereverweigerer, ein Kauz. Wenn Jörg Janzer lacht, scheint er mehr ein deutscher Eulenspiegel in der Wolfgang-Neuss-Nachfolge zu sein als ein an Beckett und Sartre geschulter Existenzialist. Ein einsam aus dem Oberkiefer ragender bräunlicher Zahn wird sichtbar. Der war einsamer Akteur einer Posse, die Janzers Reputation vollends zu ruinieren drohte. Auslöser war die Forderung seiner Krankenkasse, er möge sich im Zuge einer Zahnbehandlung mit einem Gebiss ausstatten lassen. Janzer lehnte ab. Mit Gebiss würde er sich alt fühlen. Außerdem: Die Mundhöhle diene nicht nur der Zerkleinerung und Verschlingung von Nahrung, sondern sei auch ein heiliger Bezirk der Erotik. Dort einzugreifen, verstoße gegen die Menschenrechte. Die Gesundheitsbürokratie reagierte mit Unverständnis. Einen „Wiederspruch“ seitens der Kasse erkannte Janzer wegen der falschen Schreibweise nicht an. Ein Psychiater, dem der Briefwechsel mit Janzer zur Begutachtung übergeben wurde, leitete aus dem, was Janzer zur Aktion „Kunstraum Mundhöhle – Mundraum Kunsthöhle“ deklarierte, die Diagnose ab: psychotisch.
Einer der Gründe, warum Jörg Janzer der ökonomische Erfolg versagt blieb, dürfte seine Radikalität sein. Dem Psychiater, der ihn für verrückt erklärte, droht er, würde er im Rahmen einer Performance gern „in die Fresse hauen“. Als chronisch Schizophrener habe er zwar Krankengeld bezogen, aber verrückt sei er nicht.
Ein Posting des Werner-Fuß-Zentrum, Scharnweberstr. 29,
10247 Berlin, http://www.psychiatrie-erfahrene.de
rudkla - 3. Mär, 17:49