Arbeit und Armut
Achim Trube/Norbert Wohlfahrt: Arbeit und Armut - Die deutsche Unterschichtsdebatte im Lichte aktivierender Sozialstaatlichkeit
„… Von den wirklichen Ursachen der zunehmenden „Unterschicht“ – der immer „prekärer“ werdenden Lohnarbeit und ihren Folgen – ist in der öffentlichen Diskussion wenig die Rede. Demgegenüber möchten wir im Folgenden noch einmal festhalten, wie sich der Zusammenhang von veränderter Sozialstaatlichkeit, (fehlender) Arbeit und Armut in der BRD entwickelt hat und inwiefern der bestehende aktivierende Sozialstaat aktiv an dem mitgewirkt hat, was ihm nun als „abgehängtes Prekariat“ gegenübertritt.
(…) Schon nach wenigen Jahren aktivierender Sozialstaatlichkeit lassen sich deren Konsequenzen besichtigen: bezahlte Lohnarbeit wird zunehmend als ein Mittel der internationalen Standortkonkurrenz gehandhabt und in Folge dessen nehmen Beschäftigungsverhältnisse, die eine einigermaßen stabile individuelle Reproduktion gewährleisten, in raschem Umfang ab. Gleichzeitig sorgt eine veränderte sozialstaatliche Programmatik dafür, dass diejenigen, die als nicht mehr rentabel genug freigesetzt wurden, möglichst rasch und mit entsprechendem Nachdruck in Arbeitsformen gebracht werden, die nach anerkannten statistischen Berechnungsformen „Armut“ beinhalten. (…) An der Diskussion der Instrumente zur Korrektur dieses Tatbestands (Mindestlohn; Kombilohn; Flexibilisierung des Kündigungsschutzes; maßgeschneiderte Tarifverträge, verschärfter Arbeitszwang usw.) lässt sich erkennen, wie weitgehend die Aufweichung eines nationalen Lohnarbeitssystems, von dem die Arbeitenden leben können, schon fortgeschritten ist. Mit dieser Erosion – so steht zu befürchten – wird nicht nur das „abgehängte Prekariat“ quantitativ zunehmen, sondern auch die Vorschläge derer, die nochmals eine Verstärkung staatlicher Aktivierungsanstrengungen verlangen, da sie den Zusammenhang zwischen der Prekarisierung von Arbeit und der Entstehung von Armut nicht wahrhaben wollen, wenn denn der Faktor „Arbeit“ durch Produktivitätsfortschritt und Rationalisierung immer weniger gebraucht wird…“ Artikel von Achim Trube und Norbert Wohlfahrt, zuerst erschienen in der Zeitschrift "Gesundheits- und Sozialpolitik" Heft 5/6 2007 (pdf) http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/allg/trubewohlfahrt.pdf
Aus: LabourNet, 23. August 2007
http://freepage.twoday.net/search?q=Armut
http://freepage.twoday.net/search?q=prekär
http://freepage.twoday.net/search?q=Prekariat
http://freepage.twoday.net/search?q=Mindestlohn
„… Von den wirklichen Ursachen der zunehmenden „Unterschicht“ – der immer „prekärer“ werdenden Lohnarbeit und ihren Folgen – ist in der öffentlichen Diskussion wenig die Rede. Demgegenüber möchten wir im Folgenden noch einmal festhalten, wie sich der Zusammenhang von veränderter Sozialstaatlichkeit, (fehlender) Arbeit und Armut in der BRD entwickelt hat und inwiefern der bestehende aktivierende Sozialstaat aktiv an dem mitgewirkt hat, was ihm nun als „abgehängtes Prekariat“ gegenübertritt.
(…) Schon nach wenigen Jahren aktivierender Sozialstaatlichkeit lassen sich deren Konsequenzen besichtigen: bezahlte Lohnarbeit wird zunehmend als ein Mittel der internationalen Standortkonkurrenz gehandhabt und in Folge dessen nehmen Beschäftigungsverhältnisse, die eine einigermaßen stabile individuelle Reproduktion gewährleisten, in raschem Umfang ab. Gleichzeitig sorgt eine veränderte sozialstaatliche Programmatik dafür, dass diejenigen, die als nicht mehr rentabel genug freigesetzt wurden, möglichst rasch und mit entsprechendem Nachdruck in Arbeitsformen gebracht werden, die nach anerkannten statistischen Berechnungsformen „Armut“ beinhalten. (…) An der Diskussion der Instrumente zur Korrektur dieses Tatbestands (Mindestlohn; Kombilohn; Flexibilisierung des Kündigungsschutzes; maßgeschneiderte Tarifverträge, verschärfter Arbeitszwang usw.) lässt sich erkennen, wie weitgehend die Aufweichung eines nationalen Lohnarbeitssystems, von dem die Arbeitenden leben können, schon fortgeschritten ist. Mit dieser Erosion – so steht zu befürchten – wird nicht nur das „abgehängte Prekariat“ quantitativ zunehmen, sondern auch die Vorschläge derer, die nochmals eine Verstärkung staatlicher Aktivierungsanstrengungen verlangen, da sie den Zusammenhang zwischen der Prekarisierung von Arbeit und der Entstehung von Armut nicht wahrhaben wollen, wenn denn der Faktor „Arbeit“ durch Produktivitätsfortschritt und Rationalisierung immer weniger gebraucht wird…“ Artikel von Achim Trube und Norbert Wohlfahrt, zuerst erschienen in der Zeitschrift "Gesundheits- und Sozialpolitik" Heft 5/6 2007 (pdf) http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/allg/trubewohlfahrt.pdf
Aus: LabourNet, 23. August 2007
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rudkla - 23. Aug, 19:22