Leiharbeit: PSA und andere Sklavenhändler

Mehr Leiharbeit wagen. Wolfgang Clement in neuer Mission: Der flächendeckend gescheiterte Ex-Minister wird zum Lobbyisten der ganz besonderen Art

Artikel von Berthold Paetz in Freitag vom 27.10.06 http://www.freitag.de/2006/43/06430503.php

Aus dem Text: „… Nach langem Suchen hat endlich auch Wolfgang Clement, der Inbegriff sozialdemokratischer Integrität, einen Platz gefunden, um seine wegweisenden Reformen zu festigen. Wir brauchen mehr Leiharbeit - das hat er schon als Minister gesagt. Und deshalb wird er - in dieser Woche offiziell verkündet - dem "Adecco-Institut zur Erforschung der Arbeit" als Vorsitzender dienen. (…) Vom Mehrbedarf profitieren überproportional die großen Leiharbeitskonzerne, die ihre finanziellen Reserven für eine Konzentration des Geschäfts einsetzen. Clements neuer Arbeitgeber Adecco, 1996 als Fusion der schweizerischen Adia und der französischen Ecco entstanden, gab im Januar 2005 die Übernahme der ebenfalls französischen Altedia bekannt. Ein Jahr später schluckte man die bis dahin weitgehend auf den deutschen Markt konzentrierte DIS, deren Börsenkurs sich seit Merkels Amtsantritt fast verdoppelte. Der niederländische Konzern Ranstadt zog nach, kaufte vor sechs Jahren Time Power und ließ die Verleihfirmen Teccon und Bindan folgen. Nimmt man die in Europa stark vertretene US-amerikanische Manpower-Gruppe hinzu, ergeben sich auf dem deutschen Markt vielfach kartellähnliche Verhältnisse. Aus Sicht dieser "fetten Katzen" wirkt der neue Mindestlohntarifvertrag wie eine Flurbereinigung gegenüber kleineren Wettbewerbern….“


Aus: LabourNet, 27. Oktober 2006

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Leiharbeit allgemein und im Betrieb

Boom von Zeitarbeit

Sie sind günstig und flexibel einsetzbar: Die Zahl der Zeitarbeiter hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. Die Leidtragenden des Zeitarbeit-Booms sind die Stammbeschäftigten. Artikel von Dagmar Deckstein in Süddeutsche Zeitung vom 17.12.06 http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/erfolggeld/artikel/378/95283/

Leiharbeit und Gewerkschaften

... und übermorgen arbeitslos. Die IG Metall will sich im kommenden Jahr mehr auf Zeit- und Leiharbeit konzentrieren

„Die IG Metall gilt noch immer als Gewerkschaft alten Typs, die für vergleichsweise gut gestellte Beschäftigte mit sicheren Jobs eintritt. Doch haben sich auch in ihrer Branche mehr und mehr ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse breit gemacht. Diesem Phänomen will sich die Gewerkschaft 2007 stärker zuwenden…“ Artikel von Haidy Damm in ND vom
29.12.06 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=102653&IDC=42

Siehe dazu auch:

Zeitarbeit - Ein neues Handlungsfeld für die IG Metall

Folienvortrag von Bodo Grzonka beim Kongress des Projektes "Gute Arbeit" der IG Metall (pdf) http://www.igmetall-zoom.de/06/Kongress/PDF/Bodo_Grzonska_Forum_Zeitarbeit.pdf

Menschen in Zeitarbeit – Sonderseite der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen http://www.igmetall-bbs.de/Menschen_in_Zeitarbeit.233.0.html


Aus: LabourNet, 4. Januar 2007

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Kann der Sklavenhändler-Tarifvertrag etwa ein Fehler gewesen sein?

Erkenntnis der Woche

„…Damals sind die Gewerkschaften davon ausgegangen, dass die ehemalige Schmuddelbranche mit einem Tarifvertrag eine bessere, geordnete Entwicklung nehmen würde. Das hat sich als Fehleinschätzung erwiesen. Trotz Tarif bringt die Zeitarbeit Lohnkonkurrenz in die Betriebe. Und der DGB-Zeitarbeitstarif selbst steht auch auf wackligen Füßen…“

NRW-Bezirksleiter Detlef Wetzel im Interview von Thorsten Knuf, "Kraftakt für die IG Metall", in Berliner Zeitung vom 02.01.2007 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0102/wirtschaft/0013/index.html?group=berliner-zeitung;sgroup=;day=today;suchen=1;keywords=Wetzel;search_in=archive;match=strict;author=;ressort=;von=1.4.2006;bis=;mark=wetzel

Siehe dazu:

Kritik von den Gewerkschaften. Boom der Zeitarbeit sorgt für Streit

„Der jüngste Aufschwung am Arbeitsmarkt geht mit kräftigen Zuwächsen bei der Zeitarbeit einher. Doch statt Beifall zu ernten, sieht sich die Branche zunehmend mit Vorwürfen konfrontiert, sie trage zur Verdrängung regulärer Arbeitsplätze bei. Das wollen die Unternehmen nicht auf sich sitzen lassen. (…) Sie reagierten damit auf Aussagen des nordrhein-westfälischen IG-Metall-Chefs Detlef Wetzel. Dieser hatte in der „Berliner Zeitung“ beklagt, Stammpersonal werde in den Betrieben immer häufiger durch „billige Zeitarbeiter“ ersetzt oder verdrängt. „Diese Entwicklung bedroht Jobs und untergräbt alle Tarifstandards“, so Wetzel. Mit derselben Begründung wehrt sich die IG Bau dagegen, das für den Bausektor nach wie vor bestehende Verbot der Zeitarbeit aufzuheben. (…) Der Ärger der IG Metall hat indes damit zu tun, dass die Bezahlung der Zeitarbeiter oftmals unter dem vergleichsweise hohen Lohnniveau der Metallindustrie liegt. Nach der rot-grünen Reform müssen Zeitarbeiter zwar im Grundsatz so bezahlt werden wie vergleichbare Stammarbeitskräfte – aber nur wenn für sie kein separater Zeitarbeitstarif gilt. Tatsächlich ist auch der DGB einen Zeitarbeitstarif eingegangen, der diesen Grundsatz nun durchkreuzt.“ Artikel von Dieetrich Creutzburg im Handelsblatt vom 3. Januar 2007 http://www.handelsblatt.com/news/Politik/Deutschland/_pv/_p/200050/_t/ft/_b/1199241/default.aspx/boom-der-zeitarbeit-sorgt-fuer-streit.html

CGB kritisiert: IG-Metall geht auf Distanz zur Zeitarbeit. Absetzbewegung in der Zeitarbeit

„Der stellvertretende Vorsitzende der Tarifgemeinschaft Zeitarbeit und PSA (CGZP) des Christlichen Gewerkschaftsbundes, Detlef Lutz, kritisiert die deutlichen Absetzbewegungen der IG-Metall zum Thema Zeitarbeit in Deutschland und in NRW. Lutz sagte dazu in Duisburg: „Nachdem es der IG-Metall nicht gelungen ist, ihre deutlichen Mitgliederverluste durch zunächst verstärktes Engagement in der Zeitarbeitsbranche aufzufangen, setzt sie sich nunmehr öffentlich von der Zeitarbeit ab. Anders kann man die Äußerungen des Chefs der IG-Metall in NRW, Wetzel, nicht bewerten…“ CGB-Meldung vom 04. Januar 2007 http://www.net-tribune.de/article/r040107-05.php

Schön wärs....


Aus: LabourNet, 9. Januar 2007

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Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit/PSA

Arbeiter zweiter Klasse. Wieso Leiharbeiter gefährlich leben

„2007 ist noch jung, auch wenn die Probleme die alten sind. Herzlich Willkommen zur ersten Sendung von REPORT MAINZ im neuen Jahr! Zarter Schimmer der Hoffnung am Horizont. Mit der Konjunktur geht es bergauf, und selbst der deutsche Arbeitsmarkt kommt in Bewegung. Vor allem eine Branche boomt, die der Leiharbeit. Oder sollte man lieber Zeitarbeit sagen, weil das nicht so nach Söldner- oder Sklaventum klingt?...“ Text der Sendung Report Mainz vom 8.1.07 http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=1801322/ea1ohu/index.html

Aus dem Text: „…O-Ton, Bernd Grimm, Zeitarbeiter: »Ich fühle mich als Mensch zweiter Klasse. Ein Kollege hat das mal mit einem Satz formuliert: Wir sind die Sklaven der Nation und kriegen noch nicht mal Mindestlohn. Also so fühle ich mich da. Als Sklave.«“


Aus: LabourNet, 11. Januar 2007

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Kann der Sklavenhändler-Tarifvertrag etwa ein Fehler gewesen sein?

"Zwei-Klassen-Gesellschaft in Betrieben". DGB-Experte Reinhard Dombre über den Boom der Zeitarbeit und die Folgen für das Lohnniveau Interview von Thorsten Knuf in der Berliner Zeitung vom 13.01.2007 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/wirtschaft/619894.html
Aus dem Text: „Herr Dombre, Sie haben 2003 federführend für die DGB-Gewerkschaften die ersten flächendeckenden Zeitarbeits-Tarifverträge ausgehandelt. Heute brummt die Branche, nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit entstehen hier mehr als die Hälfte aller neuen Jobs. Freut oder beunruhigt Sie das? Dombre: Die Entwicklung ist zum Teil Besorgnis erregend. Wir sehen, dass billige Zeitarbeiter in den Unternehmen immer häufiger Stammkräfte verdrängen. Auf Dauer wird dies das gesamte Tarifgefüge in Industrie, Handwerk und Dienstleistungen kaputt machen. In vielen Betrieben gibt es längst eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Hier die Kernbelegschaft, die den Branchentarifverträgen unterliegt und zum Beispiel Zugang zur Qualifizierung hat. Und da die wachsende Zahl derer, die im Dienste von Zeitarbeitsfirmen stehen, deutlich weniger verdienen und von denen sich die Entleihbetriebe jederzeit geräuschlos trennen können. Knuf: War diese Entwicklung absehbar? Dombre: Selbst mit viel Fantasie haben wir das nicht vorhersehen können….“

Ob so wenig Fantasie entdeckt der DGB jetzt erst ein „neues“ Arbeitsfeld:

Zeitarbeitsbeschäftigte durch Betriebsräte der Einsatzbetriebe stärker begleiten

„Die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt zeigt, dass etwa die Hälfte der neu geschaffenen Arbeitsplätze im Bereich der Zeitarbeit entstanden ist. Zeitarbeit darf sich jedoch nicht zur Billigkonkurrenz in den Einsatzbetrieben entwickeln. Deshalb muss die betriebliche Interessenvertretung darauf Einfluss nehmen, in welchem Umfang Zeitarbeitsbeschäftigte eingesetzt werden und welche Tarifverträge für die Zeitarbeitsbeschäftigten zur Anwendung kommen sollen…“ Handlungsmöglichkeiten des Betriebsrates des Einsatzbetriebes als Flugblatt des DGB Bundesvorstands, Bereich Tarifpolitik, vom Januar 2007 (pdf) http://www.dgb.de/themen/tarifpolitik/zeitarbeit/zeitarbeitsbeschaeftigte.pdf


Aus: LabourNet, 15. Januar 2007

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Leiharbeit und Gewerkschaften: Kann der Sklavenhändler-Tarifvertrag etwa ein Fehler gewesen sein?

Verdrängungseffekte

Der zunehmende Einsatz von Leiharbeitern spaltet die Belegschaften und schwächt die Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaften. BMW in Leipzig als Vorreiter. Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 22.01.2007 http://www.jungewelt.de/2007/01-22/025.php


»Leiharbeit setzt die Tarife unter Druck«

IG Metall will Beschäftigte in Zeitarbeitsfirmen verstärkt ansprechen. Ein Gespräch mit Bodo Grzonka, zuständiger Tarifsekretär für das Zeitarbeitsprojekt des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 22.01.2007 http://www.jungewelt.de/2007/01-22/027.php


Private Vermittler interessieren sich auch für schwere Fälle

„Ihren Boom verdanken die Personaldienstleister bisher vor allem dem Geschäft mit hochqualifizierten Fachkräften. Jetzt entdecken Zeitarbeitsfirmen und Vermittler eine ganz neue Kundengruppe: Schwervermittelbare Langzeitarbeitslose. (…) Das geht allerdings nur, wenn die öffentlichen Auftraggeber den Aufwand, der nötig ist, um schlecht qualifizierte Langzeitarbeitslose auf ein geregeltes Arbeitsleben vorzubereiten, auch entsprechend bezahlen. Aufwandspauschalen um die 500 Euro, wie sie oft von Arbeitsagenturen gezahlt werden, reichten dafür nicht aus…“ Artikel von Max Borowski (Hamburg) in der FTD vom 20.01.2007 http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/151687.html


Aus: LabourNet, 23. Januar 2007

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Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit/PSA

Letzer Ausweg Leiharbeit? Die prekäre Wirklichkeit einer flexiblen Beschäftigungsform

Broschüre von Manfred Koch in der Schriftenreihe "fair statt prekär", herausgegeben von der Kooperationsstelle Wissenschaft – Arbeitswelt der Sozialforschungsstelle Dortmund (pdf) http://www.werkstadt-dortmund.de/werkstadt/fair/doc/Letzter_Ausweg.pdf


Aus: LabourNet, 7. Februar 2007



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