21.05.2006
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ZDF.umwelt
Die Imker schlagen Alarm, denn die Bienenvölker sterben. Daran sei nicht etwa die berüchtigte Varroa-Milbe schuld, sondern der massive Einsatz von Chemikalien. Die Situation würde durch die Gentechnik noch erheblich verschärft.
Carmen Peter
Er ist der Herr der Bienen: Manfred Hederer, Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Er kämpft für seine verbliebenen Völker. Nur noch 700.000 leben in Deutschland. Vor 100 Jahren waren es 2,8 Millionen. Wie immer lässt sich nicht nur eine Ursache für das gewaltige Sterben ausmachen. Zum einen sind - wie so oft - die Verbraucher nicht ganz unschuldig. Sie kaufen lieber den billigeren Importhonig. Die Imkerei ist also eine brotlose Kunst geworden.
Folgen der Landwirtschaft Zum anderen ist die industrialisierte Landwirtschaft zum größten Feind der Bienen geworden. Rücksichtslose Ertragsoptimierung heißt deren Parole. So werden unzählige Insekten regelmäßig von riesigen Erntemaschinen zerhäkselt. Viel schlimmer ist allerdings der Großeinsatz von Giften. Mehr als 39.000 Tonnen Pflanzenschutzmittel werden pro Jahr auf den Äckern versprüht. Die Langzeitfolgen sind bisher nicht bekannt.
Bienenexperten warnen schon länger vor allem vor dem Pestizid Imidacloprid, das 2004 in Frankreich verboten wurde, nachdem das dortige Völkersterben auf das Gift zurückgeführt werden konnte. In Deutschland wird das Präparat aber noch immer im Raps-, Zuckerrüben- Obst-, Gemüse- und Maisanbau eingesetzt.
Gentechnik auf dem Vormarsch Neben den belastenden Chemikalien droht den Bienen noch weiteres Ungemach: Zunehmend werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Bisher gibt es in Deutschland zwar "nur" Gen-Mais und den auf einer Fläche von 34 Hektar. Das Anbaugebiet soll aber schon in diesem Jahr auf knapp 2000 Hektar vergrößert werden.
Wie sich die Gen-Pflanzen auf die Gesundheit der Bienen auswirken wird, ist noch völlig offen. Sehr deutlich zeichnen sich aber schon jetzt die wirtschaftlichen und juristischen Probleme für die Imker ab. Zum einen müssen sie nachweisen, dass ihr Honig frei von Gen-Pollen ist. Diese Analysen müssen bezahlt werden.
Schwierige Haftungsfragen Zum anderen kommen sie in Schwierigkeiten, wenn es um Haftungsfragen geht. Die Bienen können die Gen-Pollen auf gentechnikfreie Felder übertragen und die Saat verunreinigen. Da wird die Standortfrage der Imkerei zum Kernproblem. Ein Durchschnittsimker deckt mit seinen Völkern zwischen 30 und 70 Quadratkilometer ab.
Und das ist eigentlich ein Segen für alle. Denn die fleißigen Bienen werden dringend als Bestäuber gebraucht. Summen sie nicht mehr durch die Felder und Wissen, gibt es keinen Ertrag. Die Folgen treffen dann auch die Bauern. Sie müssen empfindlichen Einbußen hinnehmen - und letzten Endes werden auch die Verbraucher das zu spüren bekommen.
Infos:
Deutscher Berufs- und Erwerbsimker Bund e.V.
Präsident Manfred Hederer,
Am Moosgraben 8, 86919 Utting a. Ammersee
Tel.: 08806/922320 Fax: 08806/922321
E-Mail: manfred.hederer@berufsimker.de
Aktion gegen das Bienensterben C/o Honighäuschen, Drachenfelsstraße 92, 53639 Königswinter
Tel.: 0228/4220850
Fax: 0228/4220860
info(at)honigmet.de
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Gentechnik verantwortlich für Bienensterben?
Bienensterben, Gentechnik und politische Verantwortung
Offener Online-Brief an die deutschen Bundestagsabgeordneten zum "rätselhaften" Bienensterben
Gert Flegelskamp, Rhönstr. 17, 63071 Offenbach, den 16.03.2007
An die Damen und Herren des Deutschen Bundestages
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wie die Süddeutsche Zeitung am 12.03.2007 berichtete, leiden amerikanische Imker unter einem "rätselhaften" Bienensterben. Nicht etwa, dass die Bienen im Stock verenden, was ja auch in der Vergangenheit verschiedentlich geschehen ist. Nein, die Bienen sind weg und haben die Brut alleine gelassen. als Ergebnis verhungern die Larven, obwohl Honig im Stock ist. Es fehlen die Arbeiterinnen, die sie füttern.
Eine zweite Meldung hat in dieser Woche Schlagzeilen in der Presse gemacht. Testfütterungen mit Ratten durch MON863, eine für die Tierfütterung und den menschlichen Verzehr zugelassene genmanipulierte Maissorte, hat alarmierende Ergebnisse ergeben.
Die Forschergruppe CRIIGEN (Commitee for Independent Research and Genetic Engineering) stellte fest, dass es nach Fütterungsversuchen mit Ratten zu Leber- und Nierenschädigungen sowie Gewichtsveränderungen der Tiere gekommen war. Der in Kanada und den USA produzierte Genmais ist allerdings schon seit 2006 in der EU für den Import zugelassen.
Sicherlich fragen Sie sich nun, wo denn der Zusammenhang besteht. Das eben soll mein Denkanstoß sein. In den USA und in Kanada wird Mais, Soja und Raps auf über 70% (Kanada) bzw. über 80% (USA) der Anbauflächen mit genmanipuliertem Saatgut bepflanzt.
Diese Ausweitung genmanipulierter Anpflanzungen erreichen die Hersteller, in vorderster Front Monsanto, durch millionenschwere Klagen wegen Patentrechtsverletzung, wenn Felder, auf welche Art auch immer, mit genmanipuliertem Saatgut kontaminiert wurden.
Die meisten der Betroffenen hatten nicht das Geld, sich gegen diese Giganten entsprechend zu wehren und haben Schadenersatzforderungen der Genindustrie abgewendet, indem sie dann Saatgut der Gen-Konzerne abnahmen, hauptsächlich von Monsanto.
Die Gen-Konzerne sind wie Spinnen. Ist man einmal in ihrem Netz, kommt man nicht mehr frei, denn die Justiz in den USA und in Kanada, obwohl weit unabhängiger von der Politik als die deutsche Justiz, urteilt fast immer zugunsten der Konzerne.
Was den Saatgut-Lieferungen von Monsanto allerdings fehlt, ist ein Beipackzettel, wie in der Medizin üblich, mit den Hinweisen über Risiken und Nebenwirkungen. Woher sollten die Informationen auch stammen?
Risiko-Forschung betreiben die Gen-Konzerne nicht. Im Gegenteil: Werden Nebenwirkungen festgestellt, werden sie verheimlicht.
Da die mit den Zulassungskriterien befassten "Experten" fast ausnahmslos mit der Genindustrie zusammenarbeiten, werden die Unbedenklichkeitsbescheide für genmanipuliertes Saatgut ohne Weiteres ausgestellt. Das gilt auch für die EU, wo für die Zulassung eine Testphase von 28 Tagen vorgesehen ist.
Der FDP scheinen die laxen Handhabungen im Zusammenhang mit der Gentechnik noch zu streng zu sein, wie der Entwurf zur Änderung des Gentechnik-Gesetzes (16/4143) beweist.
Kommen wir zurück zum Bienensterben! Dieses bisher nie beobachtete Phänomen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass die eingepflanzten synthetischen Toxide im Saatgut, die ja erst in der Pflanze ihre Wirkung erzielen sollen, als Nebenwirkung auch die Bienenvölker töten. Dabei können die von den genmanipulierten Pflanzen neu entwickelten und unerforschten Eiweiße eine große Rolle spielen.
Da amerikanische Imker die aus Mais gewonnene Fruktose für die Winterfütterung der Bienen verwenden, erhalten die Bienen auf diesem Wege Gifte und fremde Eiweiße aus genmanipuliertem Mais. Das geschieht auch, wenn Maispflanzen nicht zu den von ihnen aufgesuchten Blüten gehören, Raps hingegen schon. Vergleichen Sie den Artikel der englischen Wikipedia.
Sie haben Recht, wenn Sie nun sagen, die Verursachung des Bienensterbens durch genmanipulierte Pflanzen sei nicht bewiesen. Da Monsanto in den USA sehr großen Einfluss hat, wird Monsanto entsprechende Beweise auf Jahre hinaus - wenn nicht sogar ganz - verhindern.
Hier in Deutschland hat Herr Seehofer ja erst Ende letzten Jahres den Anbau von MON810 zugelassen, obwohl über 70% der Deutschen keinen Anbau von Gentechnik wollen. Aber Mehrheitsverhältnisse in der Meinung der Bevölkerung spielen in diesem Land ja keine Rolle. Wie die Abstimmung über die Entsendung der Tornados beweist, obwohl sie verfassungs- und völkerrechtswidrig ist.
Herr Wiefelspütz hat als Antwort auf ein Schreiben zum Einsatz der Tornados die durchschnittliche Auffassung der Abgeordneten treffend charakterisiert, als er u.a. schrieb:
"Ich vertrete Sie gerne und mit Leidenschaft im Deutschen Bundestag. Ich handele dort aber nach meiner Überzeugung und nach meinem Gewissen, nicht nach Ihrer Überzeugung und nicht nach Ihrem Gewissen und schon gar nicht nach Meinungsumfragen."
Hier kann ich nur anmerken, dass der erste Satz unter dieser Prämisse schlichtweg eine faustdicke Lüge ist, denn Herr Wiefelspütz vertritt eben nicht seine Wähler, sondern, wie er ja offen zugibt, ausschließlich seine eigenen Interessen und Überzeugungen.
Und dieser Umstand ist wohl auf die meisten Abgeordneten anwendbar. Wenn ich das hier erwähne, dann mit gutem Grund. Die Auswirkungen des Bienensterbens, aber auch die krankmachende Wirkung von MON863, betreffen eben nicht nur die Wähler, sondern auch Sie ganz persönlich.
Wenn die Bienen sterben, werden zahlreiche Nutzpflanzen, wie in der Sueddeutschen beschrieben, nicht mehr bestäubt und damit die Ernte von zahlreichen Früchten und Gemüsen verhindert. Wie schreibt die Sueddeutsche:
"Die Menschen brauchen die Bienen dringend, denn etwa ein Drittel der menschlichen Nahrung ist direkt oder indirekt von ihnen abhängig: Äpfel, Birnen, Pflaumen, ein Großteil des Obstes werden zwischen 80 und 90 Prozent von Zuchtbienen bestäubt, ebenso Mandelbäume, Melonen, Paprika, Kürbisse, Himbeeren und etwa 90 andere Obst- und Gemüse-Arten - aber auch Viehfutter wie Klee oder das in den USA verbreitete Alfalfa."
Nun mag es ja sein, dass in der Bevölkerungspolitik der westlichen Nationen inzwischen das Strategie-Papier von Henry Kissinger NSSM200 eine dominierende Rolle spielt. Bei Greenpeace kann man in diesem Zusammenhang über Monsanto lesen:
Monsanto kam zu einer Unternehmensberatung und wurde gefragt, wo der Konzern in 20 Jahren stehen soll. Monsantos Antwort: "Wir wollen die weltweite Nahrungsversorgung kontrollieren". Quelle: Kirk Azevedo, ehemaliger Monsanto Mitarbeiter.
Und: Auf einer Monsanto-Fortbildungsveranstaltung fragte ein Bio-Bauer, wer ihm bei Verunreinigung seiner Ernte durch Pollenflug den Schaden ersetzt. Der Monsanto-Vertreter antwortete: "In ein paar Jahren werden Bio-Bauern dafür haften, wenn sie mit ihren natürlichen Genen unsere Patent-Sorten verderben." (Quelle: Greenpeace Magazin 1.07 S.69)
Nun mag es ja durchaus in politischem Interesse sein, dass durch die Kontrolle über die Nahrungsmittel eine Dezimierung der Weltbevölkerung angestrebt wird, weil ein ständiges Ansteigen der menschlichen Population weniger ein Problem der Versorgung mit Nahrungsmitteln als ein Problem des steigenden Ressourcen-Verbrauchs bedeutet. Aber wenn durch unangenehme Nebenwirkungen von Genprodukten eine Vielzahl von Nutzpflanzen nicht mehr bestäubt wird und damit keine Früchte mehr trägt, werden diese Auswirkungen keine Rücksicht auf den Kontostand der Menschen nehmen. Anders gesagt: Auch Sie werden dann betroffen sein.
Sicherlich kommt nun bei einigen von Ihnen die Idee auf, dass man die Arbeit der Bienen ersatzweise auch durch Ein-Euro-Jobber erledigen lassen könnte, mit phantastischen Auswirkungen auf die Arbeitslosen-Statistik. Aber diesen Gedanken sollten Sie sich abschminken!
Der Mensch kann nicht einmal ein Zehntel der Arbeit leisten, die diese Insekten vollbringen. Von deren Fleiß sind wir viel abhängiger, als wir glauben.
Wenn Herr Seehofer oder die FDP Sie also zur nächsten Abstimmung über Erleichterungen beim Gen-Anbau aufrufen, sollten Sie ihren Egoismus zu Rate ziehen. Denn der wird Ihnen sicher raten, mit Nein zu stimmen.
Bedenken Sie dabei, dass Monsanto eine ziemlich schmutzige Geschichte hat. Jahrzehntelang leugnete der Konzern die Gefahren von PCB, Dioxin und Agent Orange. An den Folgen des Entlaubungsmittels Agent Orange leiden in Vietnam noch heute viele Menschen.
Die gerne verwendete Taktik "Weitermachen, bis die Schädlichkeit nicht mehr geleugnet werden kann", ist bei Genmanipulation erheblich gefährlicher als bei Mitteln wie z. B. Contergan. Einmal ausgebracht, kann man es nicht mehr rückgängig machen.
Genmanipulation ist eine Einbahnstraße, die nur ohne Bremse und mit steigender Geschwindigkeit gefahren werden kann. Was, wenn am Ende eine undurchdringliche Mauer steht?
Ich empfehle Ihnen als Lektüre die themenbezogene Seite von Greenpeace. Dort können Sie ein wenig über die vielen bereits bekannten Pannen bei der Gentechnik nachlesen. Sie sollten die dort beschriebenen Nach- und Nebenwirkungen wirklich ernst nehmen. Die mit der Gentechnik verbundenen Gefahren wirken schneller und effizienter, als es ein Klimawandel vermöchte.
Es gibt da einen Witz:
Zwei Planeten unterhalten sich. "Igitt", sagt der eine, "ich habe einen Homo-Sapiens-Befall." "Mach Dir deshalb keine Sorgen", sagt der andere. "Das erledigt sich von selbst!"
Wollen Sie mitverantwortlich sein, wenn dieser Witz harte Realität wird?
Mit freundlichen Grüßen
Gert Flegelskamp
http://www.hu-marburg.de/homepage/debatte/gettext.php?id=237
Informant: Peter Diener
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Bienen-Pilotstudie: Verhaltensänderung unter elektromagnetischer Exposition
http://freepage.twoday.net/stories/1493488/
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