Chaos Computer Club fordert Verbot von Wahlcomputern in Deutschland
05. Oktober 2006
(presse@ccc.de)
Der Chaos Computer Club hat in enger Kooperation mit der niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht"
(wijvertrouwenstemcomputersniet.nl) Wahlcomputer der Firma Nedap auf Schwachstellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden heute publiziert. Sie zeigen eine grundsätzliche Nichteignung von Computersystemen für Wahlen. Der CCC fordert daher ein vollständiges Verbot von Wahlcomputern für Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen.
Die niederländische Initiative "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" hat heute die Ergebnisse ihrer in enger Kooperation mit dem Chaos Computer Club durchgeführten Analyse von Nedap-Wahlcomputern publiziert [1]. Nedap-Wahlcomputer, nahezu baugleich zu den niederländischen Geräten, sind auch in Deutschland zugelassen und im Einsatz. Die Bauartzulassung der Nedap-Wahlcomputer in Deutschland beruht auf einem Gutachten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).
Die Analyse zeigt auf, dass
* Wahlcomputer keinen effektiven Schutz gegen Stimm-Manipulation bieten,
* die Software der Wahlcomputer einfach auszutauschen und zu manipulieren ist,
* das Wahlgeheimnis durch die Wahlcomputer kompromittiert wird,
* Manipulationen an Wahlcomputern praktisch nicht nachgewiesen werden können,
* Wahlcomputer den gesetzlichen Vorgaben in keiner Weise genügen.
"Die Bauartzulassung der Nedap-Wahlcomputer ist nach den nunmehr vorliegenden Forschungsresultaten hinfällig. Das Bundesinnenministerium muss daher die Zulassung entsprechend § 3 Absatz 3 der Bundeswahlgeräteverordnung widerrufen," forderte der Sprecher des Chaos Computer Club, Andy Müller-Maguhn. [2]
Die Abwesenheit realer Angriffsszenarien in den Prüfkriterien des von der PTB erstellten Bauart-Gutachtens legt die Vermutung nahe, dass die PTB und Nedap bei deren Ausarbeitung deutlich zu eng zusammengearbeitet haben. Die Details des Gutachtens werden von den Beteiligten in wichtigen Teilen geheim gehalten. Eine öffentliche Begutachtung der Risiken von Wahlcomputern war somit bisher nicht möglich.
Der niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" gelang es, mehrere Wahlcomputer der Firma Nedap zu erwerben. Erstmals konnten nun unabhängige Experten die Sicherheit der Wahlcomputer untersuchen. Die dokumentierten Ergebnisse zeigen, dass die Nedap-Wahlcomputer den gesetzlichen Anforderungen weder in Deutschland noch in den Niederlanden genügen.
Der Chaos Computer Club wendet sich auf Grund des hohen Gefahrenpotentials prinzipiell gegen die Verwendung von Wahlcomputern. Ein unsicheres und manipulierbares Computersystem mit zahlreichen Angriffspunkten darf nicht Basis des sensibelsten Bereichs unserer Demokratie werden. Ein vorläufiges Wahlergebnis wenige Stunden früher vorliegen zu haben, ist es nicht wert, das von Wahlcomputern ausgehende Risiko einzugehen.
"Wahlcomputer müssen in Deutschland verboten werden, bevor wir auch hier Zustände wie in den USA oder Mexico bekommen. Die hier verwendeten Nedap-Computer sind mindestens genauso unsicher und manipulierbar, wie die aus den Wahlskandalen in den USA bekannten Systeme. Mit manipulierten Wahlcomputern kann eine entschlossene Gruppe die Macht ergreifen, ohne nach außen hin die Spielregeln der Demokratie zu verletzen," kommentierte CCC-Sprecher Müller-Maguhn.
Das einfache Konzept einer geheimen Wahl ohne gefährliche technische Spielereien hat sich bewährt. Um weiterhin freie und geheime Wahlen in Deutschland sicherzustellen, muss daher die Wahl mit Stift und Papier als einzig zugelassenes Wahlsystem gesetzlich verankert werden. Technische Manipulationen können nur so prinzipiell ausgeschlossen werden.
"Eine Wahl mit Stift und Papier kann effektiv von normalen Bürgern überprüft werden, wie die DDR-Opposition gezeigt hat, als sie die Wahlfälschung im Mai 1989 aufdeckte. Eine Wahl mit Wahlcomputern kann jedoch nur von einer kleinen Elite von Computer-Forensikexperten überprüft werden. Doch nicht einmal diese Experten können vollständige Manipulationsfreiheit garantieren," erläuterte Müller-Maguhn.
Wahlen mit Wahlcomputern sind vom Bürger nicht mehr öffentlich überprüfbar, da alle Vorgänge im Inneren eines undurchschaubaren Computersystems ablaufen. Eine Neuauszählung von Stimmen würde dabei nur das manipulierte Auswertungsprogramm noch einmal ausführen. Fälschungen sind so, im Gegensatz zur traditionellen Papierwahl, nicht mehr erkennbar.
[1] Detaillierte Informationen über die Schwachstellen der Nedap-Wahlcomputer finden sich unter http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/Es3b-en.pdf
[2] Bundeswahlgeräteverordnung: http://bundesrecht.juris.de/bwahlgv/index.html
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Bundesweites Verbot gefordert: Wahlcomputer vor laufender Kamera geknackt (05.10.06)
Die niederländische Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" hat nach einem Fernsehbericht vor laufender Kamera einen Wahlcomputer geknackt. Das Modell kommt ähnlich auch in Deutschland zum Einsatz, etwa bei den Bundestagswahlen vor einem Jahr. Der Chaos Computer Club (CCC) forderte daraufhin ein vollständiges Verbot von Wahlcomputern für Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen. Zusammen mit der niederländischen Initiative hatte der CCC die Wahlcomputer auf Schwachstellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung publizierten die Niederländer am Donnerstag. Sie zeigen nach Ansicht der Hacker vom CCC "eine grundsätzliche Nichteignung von Computersystemen für Wahlen".
Die ganze Nachricht im Internet:
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14470
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AT: Wahlcomputer? Noch nicht. Aber dann.
http://quintessenz.at/cgi-bin/index?id=000100003695
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Chaos Computer Club: HSG Wahlsysteme bestätigt Unzulänglichkeit ihrer Wahlcomputer
Der deutsche Distributor der Nedap-Wahlcomputer hat die gravierenden systemischen Mängel seiner Wahlcomputer zugegeben. Herbert Schulze Geiping, Geschäftsführer der "HSG Wahlsysteme GmbH", führt in einem Statement [1] aus: "Es wird nie ein Wahlgerät geben können, das für sich allein manipulationssicher ist. Heute ist eine Sicherungsmethode 'state of the Art', morgen ist sie gehackt." Da nun nicht einmal mehr der Hersteller selbst behauptet, dass es manipulationssichere Wahlsysteme geben kann, erneuert der Chaos Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Wahlcomputern in Deutschland, um schweren Schaden von unserer Demokratie abzuwenden.
Die Firma HSG Wahlsysteme hat offenbar damit gerechnet, dass bald herauskommt, wie primitiv und technisch mangelhaft die Nedap-Wahlcomputer sind, die von ihr in Deutschland vertrieben werden. Schulze Geiping: "Ich habe das in dieser Art und Weise erwartet und bin eigentlich nur etwas erstaunt darüber, dass es so lange gedauert hat!" Nur gut, dass es der Chaos Computer Club und nicht ein radikaler Provinzpolitiker war, der diese Erwartung zuerst erfüllt hat.
Die prinzipielle Unmöglichkeit, einen manipulationsfesten Wahlcomputer zu bauen, räumt Schulze Geiping selbst ein: "Nun wird man aber an keiner Stelle in Prozessen technische Geräte einbauen können, die von sich aus gegen rechtswidrige und verbrecherische Handlungen immun sind. Dies zu glauben ist naiv."
HSG Wahlsysteme bietet noch ein paar letzte schwache Abwehrargumente: "Die Wahlgeräte werden immer in einer 'geschützten Umgebung' gelagert, vorbereitet und betrieben." Damit muss offenbar der Keller des Rathauses gemeint sein, in dem, nur geschützt von einem Billig-Schließzylinder aus dem Baumarkt, die Nedap-Wahlcomputer zusammen mit den Putzmitteln gelagert werden. Der Schutzwert der üblicherweise verwendeten Schlösser ist selbst gegenüber einem ungeübten Angreifer marginal, wie hinlänglich bekannt ist. [2]
Aber es gibt ja noch das bewährte Konzept der Abschreckung: "Eine Manipulation der Geräte, gleich an welcher Stelle im Prozess, ist gesetzeswidrig und wird strafrechtlich verfolgt!" Dass ein Wahlmanipulator selbstverständlich nicht entdeckt werden möchte, scheint Herrn Schulze Geiping komplett entgangen zu sein. Und das, obwohl er doch auf technischer Ebene erkannt hat, dass ein Wahlcomputer die Entdeckung von Manipulationen praktisch unmöglich macht. "Manipulationsversuche können bei technischen Geräten nie ausgeschlossen werden, isoliert betrachtet mögen sie sogar Erfolg haben", so Schulze Geiping.
Leider scheinen die Spezialexperten von HSG Wahlsysteme in puncto Bedrohungsmodellierung erhebliche Scheuklappen zu tragen. Im Statement heisst es: "Ein weiteres Sicherheitskriterium liegt darin, dass alle Geräte 'stand-alone-Geräte', also nicht vernetzt sind. Dies schließt ein externes 'Einhacken' per se aus." Die eigentliche Bedrohung wird dabei komplett ignoriert: der Innentäter. Ein realistisches Szenario für eine Wahlmanipulation ist eine Gruppe skrupelloser Lokalpolitiker, die wiedergewählt werden will. Solche Täter haben im Zweifel problemlosen Zugang zu den gelagerten Wahlcomputern. Sie brauchen sich nicht "von außen" einhacken, sie sind bereits drin.
Ein Sprecher des Chaos Computer Club fasst zusammen: "Alle Argumente der Befürworter von Wahlcomputern lassen sich nunmehr auf ,Aber wir passen doch drauf auf' reduzieren. Innentäter werden gar nicht in Betracht gezogen. Das Kernproblem der nicht vorhandenen Überprüfbarkeit der Wahl für den einfachen Bürger wird weiterhin ignoriert."
Mit der durch die Forschungsresultate des CCC notwendig gewordenen Einzelüberprüfung aller Wahlcomputer durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus wird die so gerne angeführte Kostenersparnis für die Gemeinde als allerletztes Argument ebenfalls hinfällig. Da nun nicht einmal mehr die Herstellerfirma die technische Nichteignung der Wahlcomputer bestreitet, erneuert der Chaos Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Wahlcomputern in Deutschland. Wahlen mit Zettel und Stift funktionieren und können von jedem Bürger überprüft werden. Es gibt keinen Grund, stattdessen ein nachgewiesenermaßen riskantes, mangelhaftes und teures System zu verwenden.
[1] http://www.wahlsysteme.de/Wahlnachrichten/2006_Niederlaender_hacken_Wahlgeraet01.pdf [2] http://www.toool.nl/bumping.pdf
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Wem kann man trauen? (25.12.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,456278,00.html
Manipulier- und Abhörverdacht: CCC fordert Verbot von Wahlcomputern (06.10.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,441156,00.html
Wahlcomputer: Behörde hält Manipulationen für möglich (09.10.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,441637,00.html
CCC- Kongress: Hacker in der Sinnkrise (28.12.2005)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,392476,00.html
Zum Thema im Internet:
23. Chaos Communication Congress
http://events.ccc.de/congress/2006/Home
Fahrplan CCC- Kongress 2006
http://events.ccc.de/congress/2006/Fahrplan/index.en.htmlFahrp
(presse@ccc.de)
Der Chaos Computer Club hat in enger Kooperation mit der niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht"
(wijvertrouwenstemcomputersniet.nl) Wahlcomputer der Firma Nedap auf Schwachstellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden heute publiziert. Sie zeigen eine grundsätzliche Nichteignung von Computersystemen für Wahlen. Der CCC fordert daher ein vollständiges Verbot von Wahlcomputern für Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen.
Die niederländische Initiative "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" hat heute die Ergebnisse ihrer in enger Kooperation mit dem Chaos Computer Club durchgeführten Analyse von Nedap-Wahlcomputern publiziert [1]. Nedap-Wahlcomputer, nahezu baugleich zu den niederländischen Geräten, sind auch in Deutschland zugelassen und im Einsatz. Die Bauartzulassung der Nedap-Wahlcomputer in Deutschland beruht auf einem Gutachten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).
Die Analyse zeigt auf, dass
* Wahlcomputer keinen effektiven Schutz gegen Stimm-Manipulation bieten,
* die Software der Wahlcomputer einfach auszutauschen und zu manipulieren ist,
* das Wahlgeheimnis durch die Wahlcomputer kompromittiert wird,
* Manipulationen an Wahlcomputern praktisch nicht nachgewiesen werden können,
* Wahlcomputer den gesetzlichen Vorgaben in keiner Weise genügen.
"Die Bauartzulassung der Nedap-Wahlcomputer ist nach den nunmehr vorliegenden Forschungsresultaten hinfällig. Das Bundesinnenministerium muss daher die Zulassung entsprechend § 3 Absatz 3 der Bundeswahlgeräteverordnung widerrufen," forderte der Sprecher des Chaos Computer Club, Andy Müller-Maguhn. [2]
Die Abwesenheit realer Angriffsszenarien in den Prüfkriterien des von der PTB erstellten Bauart-Gutachtens legt die Vermutung nahe, dass die PTB und Nedap bei deren Ausarbeitung deutlich zu eng zusammengearbeitet haben. Die Details des Gutachtens werden von den Beteiligten in wichtigen Teilen geheim gehalten. Eine öffentliche Begutachtung der Risiken von Wahlcomputern war somit bisher nicht möglich.
Der niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" gelang es, mehrere Wahlcomputer der Firma Nedap zu erwerben. Erstmals konnten nun unabhängige Experten die Sicherheit der Wahlcomputer untersuchen. Die dokumentierten Ergebnisse zeigen, dass die Nedap-Wahlcomputer den gesetzlichen Anforderungen weder in Deutschland noch in den Niederlanden genügen.
Der Chaos Computer Club wendet sich auf Grund des hohen Gefahrenpotentials prinzipiell gegen die Verwendung von Wahlcomputern. Ein unsicheres und manipulierbares Computersystem mit zahlreichen Angriffspunkten darf nicht Basis des sensibelsten Bereichs unserer Demokratie werden. Ein vorläufiges Wahlergebnis wenige Stunden früher vorliegen zu haben, ist es nicht wert, das von Wahlcomputern ausgehende Risiko einzugehen.
"Wahlcomputer müssen in Deutschland verboten werden, bevor wir auch hier Zustände wie in den USA oder Mexico bekommen. Die hier verwendeten Nedap-Computer sind mindestens genauso unsicher und manipulierbar, wie die aus den Wahlskandalen in den USA bekannten Systeme. Mit manipulierten Wahlcomputern kann eine entschlossene Gruppe die Macht ergreifen, ohne nach außen hin die Spielregeln der Demokratie zu verletzen," kommentierte CCC-Sprecher Müller-Maguhn.
Das einfache Konzept einer geheimen Wahl ohne gefährliche technische Spielereien hat sich bewährt. Um weiterhin freie und geheime Wahlen in Deutschland sicherzustellen, muss daher die Wahl mit Stift und Papier als einzig zugelassenes Wahlsystem gesetzlich verankert werden. Technische Manipulationen können nur so prinzipiell ausgeschlossen werden.
"Eine Wahl mit Stift und Papier kann effektiv von normalen Bürgern überprüft werden, wie die DDR-Opposition gezeigt hat, als sie die Wahlfälschung im Mai 1989 aufdeckte. Eine Wahl mit Wahlcomputern kann jedoch nur von einer kleinen Elite von Computer-Forensikexperten überprüft werden. Doch nicht einmal diese Experten können vollständige Manipulationsfreiheit garantieren," erläuterte Müller-Maguhn.
Wahlen mit Wahlcomputern sind vom Bürger nicht mehr öffentlich überprüfbar, da alle Vorgänge im Inneren eines undurchschaubaren Computersystems ablaufen. Eine Neuauszählung von Stimmen würde dabei nur das manipulierte Auswertungsprogramm noch einmal ausführen. Fälschungen sind so, im Gegensatz zur traditionellen Papierwahl, nicht mehr erkennbar.
[1] Detaillierte Informationen über die Schwachstellen der Nedap-Wahlcomputer finden sich unter http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/Es3b-en.pdf
[2] Bundeswahlgeräteverordnung: http://bundesrecht.juris.de/bwahlgv/index.html
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Bundesweites Verbot gefordert: Wahlcomputer vor laufender Kamera geknackt (05.10.06)
Die niederländische Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" hat nach einem Fernsehbericht vor laufender Kamera einen Wahlcomputer geknackt. Das Modell kommt ähnlich auch in Deutschland zum Einsatz, etwa bei den Bundestagswahlen vor einem Jahr. Der Chaos Computer Club (CCC) forderte daraufhin ein vollständiges Verbot von Wahlcomputern für Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen. Zusammen mit der niederländischen Initiative hatte der CCC die Wahlcomputer auf Schwachstellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung publizierten die Niederländer am Donnerstag. Sie zeigen nach Ansicht der Hacker vom CCC "eine grundsätzliche Nichteignung von Computersystemen für Wahlen".
Die ganze Nachricht im Internet:
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14470
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AT: Wahlcomputer? Noch nicht. Aber dann.
http://quintessenz.at/cgi-bin/index?id=000100003695
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Chaos Computer Club: HSG Wahlsysteme bestätigt Unzulänglichkeit ihrer Wahlcomputer
Der deutsche Distributor der Nedap-Wahlcomputer hat die gravierenden systemischen Mängel seiner Wahlcomputer zugegeben. Herbert Schulze Geiping, Geschäftsführer der "HSG Wahlsysteme GmbH", führt in einem Statement [1] aus: "Es wird nie ein Wahlgerät geben können, das für sich allein manipulationssicher ist. Heute ist eine Sicherungsmethode 'state of the Art', morgen ist sie gehackt." Da nun nicht einmal mehr der Hersteller selbst behauptet, dass es manipulationssichere Wahlsysteme geben kann, erneuert der Chaos Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Wahlcomputern in Deutschland, um schweren Schaden von unserer Demokratie abzuwenden.
Die Firma HSG Wahlsysteme hat offenbar damit gerechnet, dass bald herauskommt, wie primitiv und technisch mangelhaft die Nedap-Wahlcomputer sind, die von ihr in Deutschland vertrieben werden. Schulze Geiping: "Ich habe das in dieser Art und Weise erwartet und bin eigentlich nur etwas erstaunt darüber, dass es so lange gedauert hat!" Nur gut, dass es der Chaos Computer Club und nicht ein radikaler Provinzpolitiker war, der diese Erwartung zuerst erfüllt hat.
Die prinzipielle Unmöglichkeit, einen manipulationsfesten Wahlcomputer zu bauen, räumt Schulze Geiping selbst ein: "Nun wird man aber an keiner Stelle in Prozessen technische Geräte einbauen können, die von sich aus gegen rechtswidrige und verbrecherische Handlungen immun sind. Dies zu glauben ist naiv."
HSG Wahlsysteme bietet noch ein paar letzte schwache Abwehrargumente: "Die Wahlgeräte werden immer in einer 'geschützten Umgebung' gelagert, vorbereitet und betrieben." Damit muss offenbar der Keller des Rathauses gemeint sein, in dem, nur geschützt von einem Billig-Schließzylinder aus dem Baumarkt, die Nedap-Wahlcomputer zusammen mit den Putzmitteln gelagert werden. Der Schutzwert der üblicherweise verwendeten Schlösser ist selbst gegenüber einem ungeübten Angreifer marginal, wie hinlänglich bekannt ist. [2]
Aber es gibt ja noch das bewährte Konzept der Abschreckung: "Eine Manipulation der Geräte, gleich an welcher Stelle im Prozess, ist gesetzeswidrig und wird strafrechtlich verfolgt!" Dass ein Wahlmanipulator selbstverständlich nicht entdeckt werden möchte, scheint Herrn Schulze Geiping komplett entgangen zu sein. Und das, obwohl er doch auf technischer Ebene erkannt hat, dass ein Wahlcomputer die Entdeckung von Manipulationen praktisch unmöglich macht. "Manipulationsversuche können bei technischen Geräten nie ausgeschlossen werden, isoliert betrachtet mögen sie sogar Erfolg haben", so Schulze Geiping.
Leider scheinen die Spezialexperten von HSG Wahlsysteme in puncto Bedrohungsmodellierung erhebliche Scheuklappen zu tragen. Im Statement heisst es: "Ein weiteres Sicherheitskriterium liegt darin, dass alle Geräte 'stand-alone-Geräte', also nicht vernetzt sind. Dies schließt ein externes 'Einhacken' per se aus." Die eigentliche Bedrohung wird dabei komplett ignoriert: der Innentäter. Ein realistisches Szenario für eine Wahlmanipulation ist eine Gruppe skrupelloser Lokalpolitiker, die wiedergewählt werden will. Solche Täter haben im Zweifel problemlosen Zugang zu den gelagerten Wahlcomputern. Sie brauchen sich nicht "von außen" einhacken, sie sind bereits drin.
Ein Sprecher des Chaos Computer Club fasst zusammen: "Alle Argumente der Befürworter von Wahlcomputern lassen sich nunmehr auf ,Aber wir passen doch drauf auf' reduzieren. Innentäter werden gar nicht in Betracht gezogen. Das Kernproblem der nicht vorhandenen Überprüfbarkeit der Wahl für den einfachen Bürger wird weiterhin ignoriert."
Mit der durch die Forschungsresultate des CCC notwendig gewordenen Einzelüberprüfung aller Wahlcomputer durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus wird die so gerne angeführte Kostenersparnis für die Gemeinde als allerletztes Argument ebenfalls hinfällig. Da nun nicht einmal mehr die Herstellerfirma die technische Nichteignung der Wahlcomputer bestreitet, erneuert der Chaos Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Wahlcomputern in Deutschland. Wahlen mit Zettel und Stift funktionieren und können von jedem Bürger überprüft werden. Es gibt keinen Grund, stattdessen ein nachgewiesenermaßen riskantes, mangelhaftes und teures System zu verwenden.
[1] http://www.wahlsysteme.de/Wahlnachrichten/2006_Niederlaender_hacken_Wahlgeraet01.pdf [2] http://www.toool.nl/bumping.pdf
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Wem kann man trauen? (25.12.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,456278,00.html
Manipulier- und Abhörverdacht: CCC fordert Verbot von Wahlcomputern (06.10.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,441156,00.html
Wahlcomputer: Behörde hält Manipulationen für möglich (09.10.2006)
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,441637,00.html
CCC- Kongress: Hacker in der Sinnkrise (28.12.2005)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,392476,00.html
Zum Thema im Internet:
23. Chaos Communication Congress
http://events.ccc.de/congress/2006/Home
Fahrplan CCC- Kongress 2006
http://events.ccc.de/congress/2006/Fahrplan/index.en.htmlFahrp
rudkla - 5. Okt, 12:07