Gentechnikgegner planen "Feldbefreiung" bei München

Presseinformation vom 15. Mai 2006

** Gentechnikgegner geben den Ort der ersten Freiwilligen Feldbefreiung bei München bekannt**

In den letzten Wochen begann in Deutschland die Maisanbau-Saison. Auf fast 1.400 Hektar wurde gentechnisch manipulierter Mais ausgesät. Und das, obwohl rund 80% der Menschen in der Bundesrepublik Gentechnik weder auf den Feldern noch auf ihren Tellern sehen wollen.

Die Initiative Gendreck-weg - Freiwillige Feldbefreiung kündigt an, durch Feldbefreiungen im Norden und im Süden Deutschlands ihren Widerstand 2006 zu verstärken. "Wie unsere Nachbarländer Polen, Österreich und Schweiz, die Freisetzungen verboten haben, sehen auch wir in den genmanipulierten Organismen eine große Gefahr für die gentechnikfreie Landwirtschaft, die biologische Vielfalt und unsere Gesundheit", sagt Micha Grolm, Diplom-Agraringenieur und Berufsimker aus Tübingen. "Wir wollen nicht zusehen, dass unumkehrbare Fehler gemacht werden und fordern unsere Abgeordneten auf, den Willen der Bevölkerung zu respektieren". Die Initiative wurde 2005 von Bauern, Bäuerinnen und Imkern ins Leben gerufen. Sie sieht sich in der Tradition zivilen Ungehorsams und geht gewaltfrei und entschlossen gegen Agro-Gentechnik vor.

Gendreck-weg bereitet in diesem Jahr zwei große Aktionswochenenden vor. An Camps mit Diskussionsveranstaltungen, Workshops und Kultur schließen sich öffentliche freiwillige Feldbefreiungsaktionen an. Das erste Aktionswochenende findet über Pfingsten (2.-5. Juni) im oberbayrischen Poing bei München statt, wo ein staatlich finanzierter Lehranbau von insektenresistentem BT-Mais durchgeführt wird.

In der Region haben schon etliche Menschen ihre Unterstützung zugesagt. Aus ganz Deutschland und auch aus Frankreich wollen Gentechnik-Gegner/innen anreisen. Täglich erklären Menschen öffentlich ihre Entschlossenheit, sich selbst an Feldbefreiungen zu beteiligen und Gentech-Pflanzen auszureißen. Darüber hinaus erklären weitere GentechnikgegnerInnen ihre Solidarität mit den Aktiven. Beides wird namentlich dokumentiert auf www.gendreck-weg.de

Die erste Aktion findet bewusst in Bayern statt: Wer die Landkarte der Gentech-Felder betrachtet, stellt fest, dass die großen Aussaatflächen samt und sonders in Ostdeutschland zu finden sind. Über 40% der Flächen liegen allein in Brandenburg. In Westdeutschland sind ausschließlich Versuchsflächen angemeldet. "Das ist eine Strategie der Gentech-Industrie", kritisiert Jutta Sundermann von der Initiative, "In den neuen Bundesländern wird weniger Widerstand erwartet, weil da schon sehr viele andere Probleme drücken. In den alten Bundesländern setzen die Verantwortlichen darauf, durch die Hintertür zu kommen. Und die heißt: Versuchsanbau, meist finanziert durch die Steuerzahler." Ein zweites Aktionswochenende der Initiative Gendreck-weg ist für den Juli in Brandenburg geplant.

Der Konflikt um die Agro-Gentechnik ist zugespitzt. In diesem und in den folgenden Jahren wird sich entscheiden, ob Gentech-Pflanzen in Deutschland und Europa Fuß fassen können. Eine solche Entwicklung hätte weltweit fatale Konsequenzen. "Breiter und vielfältiger Widerstand ist deshalb notwendig: von der gentechnikfreien Zone bis zur Feldbefreiung", betont Michael Grolm.

Die Idee der Feldbefreiung nach öffentlicher Ankündigung zieht bereits Kreise: In Gießen bereitet eine weitere Initiative eine Freiwillige Feldbefreiung ebenfalls für Pfingsten vor - dort findet seit April der erste Freilandversuch mit Gerste statt. www.gendreck-giessen.de.vu

Mehr: http://www.gendreck-weg.de

Kontakte: Gendreck-weg:
Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
Jutta Sundermann: 0176 / 520 962 13
Vor Ort bei Poing: Walter Unkelbach, Hergolding, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter eV (BDM) 0176 / 60 88 86 39

Gießener Initiative: 06401 / 903 283

Hintergrund: Die Agro-Gentechnik bringt viele Gefahren. Imker, Bäuerinnen und Bauern sind als erste betroffen und zunehmend bereit, auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsams gegen Gentech-Pflanzen vorzugehen. Allerdings geht es nicht nur um die eigene ökonomische Existenz. Denn:

1) Genmanipulierte Organismen gefährden die Gesundheit
Es ist unmöglich, die gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier einzugrenzen.

2) Agro-Gentechnik schafft Abhängigkeit und Hunger in der Welt
Beim großen Agrar-Monopoly bleiben nur einige wenige Konzerne übrig, die Vielfalt bleibt auf der Strecke, die Bauern werden abhängig von teurem, patentiertem Industrie-Saatgut.

3) Agro-Gentechnik ist nicht rückholbar
Dabei hat sie weitreichende Folgen auf Pflanzen, Tiere und Menschen in ihrer Umgebung und auf die Zukunft der Landwirtschaft.

4) Gentechnik gefährdet die Demokratie
Über 80% der Menschen in der Bundesrepublik sind gegen Agro-Gentechnik - dennoch schaffen Industrie und Politik vollendete - und nicht mehr änderbare - Tatsachen.

5) Koexistenz gibt es nicht
Ein Nebeneinander von Gentechnik und gentechnikfreier Landwirtschaft
("Koexistenz") funktioniert nicht, denn Bienen, Wind und Pollen kennen keine Grenzen.



http://freepage.twoday.net/search?q=Feldbefreiung

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