Wie «strahlend» sind die Aussichten für Bülach?
Samstag, 26. August 2006
Stadtrat bewilligt Baugesuch für Orange-Antenne auf dem «Sonnenhof 1»
Bülach — Nach wie vor herrscht eine gewisse Unklarheit über potenzielle Risiken von Mobilfunkantennen. Jüngst hat der Stadtrat von Bülach die Baubewilligung für eine weitere Orange-Antenne auf dem Dach des Geschäftsgebäudes «Sonnenhof 1» bewilligt.
Auch Alain Favez aus Hochfelden, hier vor dem «Sonnenhof 1» in Bülach, macht täglich von seinem Handy Gebrauch. (Bild: Dagmar Appelt)
von Florian Schaer
14 Personen haben Einspruch erhoben und innert der Auflagefrist den baurechtlichen Entscheid verlangt. Dennoch hat der Stadtrat der Mobilfunkbetreiberin Orange SA die Baubewilligung erteilt: Auf dem Dach des «Sonnenhof 1» kommt eine neue Mobilfunkantenne zu stehen. Und aktuell hat die Orange-Konkurrenz Sunrise für Bülach Süd die nächste Mobilfunkantenne ausgeschrieben — Auch diese wird bestimmt nicht die letzte sein.
Während die Zahl der Handy-Benutzer weiter ansteigt, hat man kaum neue Erkenntnisse über die potenziellen Gesundheitsrisiken der Strahlungen gewonnen. Zwar hat eine Studie der Universität Zürich im Juni diesen Jahres ausgesagt, dass UMTS-Antennen das Wohlbefinden nicht stören (NBT vom 7. Juni). Aber nebst der Tatsache, dass die Studie als umstritten gilt, bezieht sie sich wohl auf die UMTS-, nicht aber auf die (älteren) GSM-Anlagen, die (noch) mindestens genauso verbreitet sind.
Grundsätzlich darf eine Gemeinde keine Bewilligungen ablehnen, solange der gesuchstellende Betreiber die Grenzwerte einhält. Und es darf ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass die Fachleute von Orange, Sunrise und Swisscom, die Grenzwerte ganz genau kennen — man denke an die Anzahl der Antennen, die in der ganzen Schweiz aufgestellt werden. «Da wir indessen keine Spezialisten sind, schicken wir die Gesuche freiwillig zur Überprüfung ans Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel)», sagt Markus Burkhard, Leiter Bau und Umwelt der Stadt Bülach.
Diese Awel-Prüfungen, die jeweils vor der Ausschreibung der Gesuche erfolgen, bilden die Grundlage für die Erteilung der Bewilligung. Im Falle von «Sonnenhof 1» habe die Betreiberin Orange die Sendeleistung der geplanten Antenne allerdings um rund das Fünffache verringern müssen, erklärt Stadtrat Hanspeter Lienhart. «Das Awel hat in seinem Prüfbefund schliesslich bestätigt, dass alle massgebenden Grenzwerte eingehalten oder sogar deutlich unterschritten werden. Damit ist die Begründung der Erteilung der Baubewilligung gegeben.»
Verpflichtet, Antennen zu bauen
In der ganzen Diskussion um die Bewilligungspraxis im Zusammenhang mit Mobilfunkantennen wird oftmals ausgeblendet, dass die Mobilfunk-Betreiber (Swisscom, Orange, Sunrise) nicht nur das Recht sondern sogar die Pflicht haben, solche Anlagen aufzustellen. «Die Konzession, die die Betreiber vom Bund erhalten haben, ist namentlich an die Bedingung geknüpft, dass das Mobilfunknetz flächendeckend zur Verfügung gestellt wird», führt Markus Burkhard aus. «Kommunikationsfreiheit» heisst das Stichwort. Gleichzeitig wird festgelegt, dass die einzelnen Antennen bloss mit der kleinstmöglichen Sendeleistung zu betreiben sind, die nötig ist, um diese Flächenabdeckung zu gewährleisten. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Im Klartext heisst das aber auch: Je schwächer die einzelnen Antennen senden dürfen, desto mehr Antennen müssen errichtet werden. «Dabei ist wiederum festzuhalten, dass die Netzbetreiber keine grosse Lust haben, möglichst viele Antennen zu bauen. Allein schon aus Kostengründen nicht», unterstreicht Burkhard.
Swisscom, Orange und Sunrise werden ihre Mobilfunkantennen aus naheliegenden Gründen nicht dort bauen, wo niemand telefonieren will, sondern möglichst in die Zentren. Dem gegenüber steht die Planung der Stadt Bülach, die laut Burkhard stets versucht, die Anlagen im Industriegebiet und nicht etwa in den Wohnquartieren bauen zu lassen.
«Ziegen geben weniger Milch»
Zu den 14 Personen, die den baurechtlichen Entscheid gefordert hatten, gehörte auch Jürg Andris, Inhaber der gleichnamigen Drogerie, die in der unmittelbaren Nähe vom «Sonnenhof 1» steht. Er bezweifelt, dass Mobilfunkantennen keinerlei gesundheitliche «Nebenwirkungen» haben. «Mir geht es vor allem darum, die Gesundheit von mir und meinen Mitarbeitern zu schützen», begründet er seinen Einspruch. Er richte sich nicht gegen den Fortschritt und schliesslich brauche er das Handy ja selber auch. Trotzdem ist Andris dagegen, dass man die Antennen mitten ins Zentrum von Bülach stellt. «Es gibt einfach keine relevanten Studien, die mir garantieren können, dass diese Strahlen keine Wirkung haben. Ich habe mit Bauern aus Graubünden gesprochen, die mir gesagt haben, ihre Ziegen und Schafe gäben weniger Milch seit eine Mobilfunkantenne in der Nähe aufgestellt worden sei. Scheinbar ist es möglich, dass die Strahlen eine Wirkung haben.»
Den endgültigen Beweis, ob Funkantennen-Strahlen schaden oder nicht schaden, bleibt die Wissenschaft weiterhin schuldig.
Jürg Andris denkt nicht, dass die Einsprachen zum «Sonnenhof 1» bis zur Baurekurskommission weitergezogen würden. Dass diesem Schritt kaum Erfolgschancen eingeräumt würden, das bestätigt auch Markus Burkhard von der Stadt Bülach. «Die Gerichte werden die Mobilfunkanbieter stützen; und zwar weil diese eben eine Konzession haben, die sie zum Bau der Anlagen verpflichtet», schliesst er den Kreis. Damit wird nachvollziehbar, warum derzeit kein Rekurs vorliegt. Die nun erteilte Baubewilligung ist nach Eintritt der Rechtskraft drei Jahre lang gültig. «Das heisst, die Betreiberin hat solange Zeit die Antennenanlage zu erstellen», liefert Hanspeter Lienhart eine Angabe zum Zeithorizont. «Wann genau sie die Antenne bauen, darauf haben wir keinen Einfluss.»
Während die meisten Handy-Benutzer noch mit der «alten» GMS-Technologie telefonieren — und sich notabene auch zuhause immer mehr vom Festnetzanschluss verabschieden — lassen die neuen Übermittlungstechniken nicht auf sich warten. Die ersten UMTS-Antennen stehen noch nicht lange im Zürcher Unterland und schon wird die nächste Generation der mobilen Telekommunikation erprobt und auf die Einführung in den Markt vorbereitet. Nicht nur, dass die Netze in Abhängigkeit der vergebenen Konzessionen möglichst dicht sein müssen: Für jede Übermittlungstechnologie müssen eigene, neue Antennen aufgestellt werden. Damit ist Bülach eine «strahlende Zukunft» so gut wie gewiss.
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http://www.buelacher.ch/module/newspaper/npView/npArticle.asp?n1=1&n2=15&n3=3&n4=&n5=&id=7067
Stadtrat bewilligt Baugesuch für Orange-Antenne auf dem «Sonnenhof 1»
Bülach — Nach wie vor herrscht eine gewisse Unklarheit über potenzielle Risiken von Mobilfunkantennen. Jüngst hat der Stadtrat von Bülach die Baubewilligung für eine weitere Orange-Antenne auf dem Dach des Geschäftsgebäudes «Sonnenhof 1» bewilligt.
Auch Alain Favez aus Hochfelden, hier vor dem «Sonnenhof 1» in Bülach, macht täglich von seinem Handy Gebrauch. (Bild: Dagmar Appelt)
von Florian Schaer
14 Personen haben Einspruch erhoben und innert der Auflagefrist den baurechtlichen Entscheid verlangt. Dennoch hat der Stadtrat der Mobilfunkbetreiberin Orange SA die Baubewilligung erteilt: Auf dem Dach des «Sonnenhof 1» kommt eine neue Mobilfunkantenne zu stehen. Und aktuell hat die Orange-Konkurrenz Sunrise für Bülach Süd die nächste Mobilfunkantenne ausgeschrieben — Auch diese wird bestimmt nicht die letzte sein.
Während die Zahl der Handy-Benutzer weiter ansteigt, hat man kaum neue Erkenntnisse über die potenziellen Gesundheitsrisiken der Strahlungen gewonnen. Zwar hat eine Studie der Universität Zürich im Juni diesen Jahres ausgesagt, dass UMTS-Antennen das Wohlbefinden nicht stören (NBT vom 7. Juni). Aber nebst der Tatsache, dass die Studie als umstritten gilt, bezieht sie sich wohl auf die UMTS-, nicht aber auf die (älteren) GSM-Anlagen, die (noch) mindestens genauso verbreitet sind.
Grundsätzlich darf eine Gemeinde keine Bewilligungen ablehnen, solange der gesuchstellende Betreiber die Grenzwerte einhält. Und es darf ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass die Fachleute von Orange, Sunrise und Swisscom, die Grenzwerte ganz genau kennen — man denke an die Anzahl der Antennen, die in der ganzen Schweiz aufgestellt werden. «Da wir indessen keine Spezialisten sind, schicken wir die Gesuche freiwillig zur Überprüfung ans Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel)», sagt Markus Burkhard, Leiter Bau und Umwelt der Stadt Bülach.
Diese Awel-Prüfungen, die jeweils vor der Ausschreibung der Gesuche erfolgen, bilden die Grundlage für die Erteilung der Bewilligung. Im Falle von «Sonnenhof 1» habe die Betreiberin Orange die Sendeleistung der geplanten Antenne allerdings um rund das Fünffache verringern müssen, erklärt Stadtrat Hanspeter Lienhart. «Das Awel hat in seinem Prüfbefund schliesslich bestätigt, dass alle massgebenden Grenzwerte eingehalten oder sogar deutlich unterschritten werden. Damit ist die Begründung der Erteilung der Baubewilligung gegeben.»
Verpflichtet, Antennen zu bauen
In der ganzen Diskussion um die Bewilligungspraxis im Zusammenhang mit Mobilfunkantennen wird oftmals ausgeblendet, dass die Mobilfunk-Betreiber (Swisscom, Orange, Sunrise) nicht nur das Recht sondern sogar die Pflicht haben, solche Anlagen aufzustellen. «Die Konzession, die die Betreiber vom Bund erhalten haben, ist namentlich an die Bedingung geknüpft, dass das Mobilfunknetz flächendeckend zur Verfügung gestellt wird», führt Markus Burkhard aus. «Kommunikationsfreiheit» heisst das Stichwort. Gleichzeitig wird festgelegt, dass die einzelnen Antennen bloss mit der kleinstmöglichen Sendeleistung zu betreiben sind, die nötig ist, um diese Flächenabdeckung zu gewährleisten. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Im Klartext heisst das aber auch: Je schwächer die einzelnen Antennen senden dürfen, desto mehr Antennen müssen errichtet werden. «Dabei ist wiederum festzuhalten, dass die Netzbetreiber keine grosse Lust haben, möglichst viele Antennen zu bauen. Allein schon aus Kostengründen nicht», unterstreicht Burkhard.
Swisscom, Orange und Sunrise werden ihre Mobilfunkantennen aus naheliegenden Gründen nicht dort bauen, wo niemand telefonieren will, sondern möglichst in die Zentren. Dem gegenüber steht die Planung der Stadt Bülach, die laut Burkhard stets versucht, die Anlagen im Industriegebiet und nicht etwa in den Wohnquartieren bauen zu lassen.
«Ziegen geben weniger Milch»
Zu den 14 Personen, die den baurechtlichen Entscheid gefordert hatten, gehörte auch Jürg Andris, Inhaber der gleichnamigen Drogerie, die in der unmittelbaren Nähe vom «Sonnenhof 1» steht. Er bezweifelt, dass Mobilfunkantennen keinerlei gesundheitliche «Nebenwirkungen» haben. «Mir geht es vor allem darum, die Gesundheit von mir und meinen Mitarbeitern zu schützen», begründet er seinen Einspruch. Er richte sich nicht gegen den Fortschritt und schliesslich brauche er das Handy ja selber auch. Trotzdem ist Andris dagegen, dass man die Antennen mitten ins Zentrum von Bülach stellt. «Es gibt einfach keine relevanten Studien, die mir garantieren können, dass diese Strahlen keine Wirkung haben. Ich habe mit Bauern aus Graubünden gesprochen, die mir gesagt haben, ihre Ziegen und Schafe gäben weniger Milch seit eine Mobilfunkantenne in der Nähe aufgestellt worden sei. Scheinbar ist es möglich, dass die Strahlen eine Wirkung haben.»
Den endgültigen Beweis, ob Funkantennen-Strahlen schaden oder nicht schaden, bleibt die Wissenschaft weiterhin schuldig.
Jürg Andris denkt nicht, dass die Einsprachen zum «Sonnenhof 1» bis zur Baurekurskommission weitergezogen würden. Dass diesem Schritt kaum Erfolgschancen eingeräumt würden, das bestätigt auch Markus Burkhard von der Stadt Bülach. «Die Gerichte werden die Mobilfunkanbieter stützen; und zwar weil diese eben eine Konzession haben, die sie zum Bau der Anlagen verpflichtet», schliesst er den Kreis. Damit wird nachvollziehbar, warum derzeit kein Rekurs vorliegt. Die nun erteilte Baubewilligung ist nach Eintritt der Rechtskraft drei Jahre lang gültig. «Das heisst, die Betreiberin hat solange Zeit die Antennenanlage zu erstellen», liefert Hanspeter Lienhart eine Angabe zum Zeithorizont. «Wann genau sie die Antenne bauen, darauf haben wir keinen Einfluss.»
Während die meisten Handy-Benutzer noch mit der «alten» GMS-Technologie telefonieren — und sich notabene auch zuhause immer mehr vom Festnetzanschluss verabschieden — lassen die neuen Übermittlungstechniken nicht auf sich warten. Die ersten UMTS-Antennen stehen noch nicht lange im Zürcher Unterland und schon wird die nächste Generation der mobilen Telekommunikation erprobt und auf die Einführung in den Markt vorbereitet. Nicht nur, dass die Netze in Abhängigkeit der vergebenen Konzessionen möglichst dicht sein müssen: Für jede Übermittlungstechnologie müssen eigene, neue Antennen aufgestellt werden. Damit ist Bülach eine «strahlende Zukunft» so gut wie gewiss.
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rudkla - 26. Aug, 09:41