Fragwürdiger investigativer Journalismus
Zeit online 26.11.09
Deutschland, entblättert
Es war ein besonderes Jahr für Zeitungen und Zeitschriften. Einige wurden eingestellt, einige trotzten der Krise, andere arbeiten an neuen Strategien.
Auf dem Spiel steht unsere Meinungsvielfalt
VON Anita Blasberg; Götz Hamann | 26. November 2009 - 07:00 Uhr
Es lohnt sich, einen Blick auf die folgende URL zu werfen...
http://www.zeit.de/2009/49/DOS-Medien
Der investigative Qualitätsjournalismus scheint immer mehr im Bach unter zu gehen...
AT / HLV
"Es gibt Zeitungen, bei denen Redakteure auch Anzeigenkunden betreuen."
Ausschnitt aus einem Artikel von DIE ZEIT vom 26.11.2009, Nr. 49, der eindrücklich zeigt, wie abhängig die Medien von der Wirtschaft sind bzw. glauben es zu sein:
„Nur noch die Hälfte der freiberuflichen Journalisten könnten von ihrem Einkommen leben, berichtet der Deutsche Journalisten-Verband. Freie Journalisten versuchen auf der TUI-Messe einen Sponsor zu finden für ihre nächste journalistische Reise. Einige von ihnen wechseln ganz die Seite. Zum ersten Mal, meldet der Mediendienst kress report, gebe es in Deutschland mehr Pressesprecher als Journalisten.
Auf dem Kommunikationskongress am Alexanderplatz in Berlin referiert die Mobilfunklobbyistin Una Großmann. Wie bestimmt man das, was in der Zeitung steht? Es gehe darum, die Meinungshoheit zu gewinnen, sagt sie, »Journalisten dazu zu bringen, dass sie unser Ziel kommunizieren – und zwar im redaktionellen Teil, nicht in den Anzeigen«.
Wie man das macht? Man biete Lokalsendern Hörfunkbeiträge an, »die kosten nicht viel«, ein paar O-Töne, dazu Vorschläge für die An- und Abmoderation. Wichtig sei es, die Inhalte zu lancieren, aber den Absender zu verschleiern. Am beliebtesten sei das »Rundum-sorglos-Paket«: fertige Texte, die Redaktionen nur noch abdrucken müssten, aufbereitet mit Infografiken, Protagonistenfotos, Experteninterviews. Ihr Arbeitgeber finanziere auch Ärztefortbildungen, und diese Ärzte könne man dann als Experten interviewen.
»Ich nutze Tageszeitungen, Frauenzeitschriften, Fachmedien«, sagt Una Großmann. »Es war nie einfacher als heute.«
Die Gleichung ist simpel: Je schwächer die Redaktionen, umso leichter haben es die Marketing-Abteilungen. In Regensburg gibt es inzwischen einen eigenen »Artikeldienst«, der die Zeitungen der Region mit Texten und Bildern versorgt – kostenlos. Die Firma obx-news gibt sich als Nachrichtenagentur, wird aber von der PR-Agentur NewsWork und diversen »Partnern« wie dem Tourismusverband Oberbayern gesponsert. Ein Themenspezial des Focus wurde vom Finanzdienstleister AWD gesponsert – und AWD-Berater Bert Rürup im redaktionellen Teil freundlich interviewt. Im stern lag in diesem Herbst ein 28-seitiges »Ikea-Special« bei, finanziert vom Möbelhaus und produziert von der Redaktion der Brigitte . Eine Hommage zum 30. Geburtstag des Billy-Regals. Billy habe einen »unschlagbaren Preis«, schwärmten die Journalisten.
Dies sei sicher ein Grenzfall, sagt Bernd Buchholz, der Vorstandschef des Verlages Gruner + Jahr, zu dem die Zeitschriften stern und Brigitte gehören. »Aber da gibt es formal nichts zu beanstanden.«“
HLV Anmerkung
Arbeitgeber von Frau Großmann ist das IZMF, die Vereinigung aller Mobilfunkbetreiber mit Sitz in Berlin
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Die Mainstream Medien am Gängelband der Werbekunden
http://www.der-mast-muss-weg.de/index04.htm
Deutschland, entblättert
Es war ein besonderes Jahr für Zeitungen und Zeitschriften. Einige wurden eingestellt, einige trotzten der Krise, andere arbeiten an neuen Strategien.
Auf dem Spiel steht unsere Meinungsvielfalt
VON Anita Blasberg; Götz Hamann | 26. November 2009 - 07:00 Uhr
Es lohnt sich, einen Blick auf die folgende URL zu werfen...
http://www.zeit.de/2009/49/DOS-Medien
Der investigative Qualitätsjournalismus scheint immer mehr im Bach unter zu gehen...
AT / HLV
"Es gibt Zeitungen, bei denen Redakteure auch Anzeigenkunden betreuen."
Ausschnitt aus einem Artikel von DIE ZEIT vom 26.11.2009, Nr. 49, der eindrücklich zeigt, wie abhängig die Medien von der Wirtschaft sind bzw. glauben es zu sein:
„Nur noch die Hälfte der freiberuflichen Journalisten könnten von ihrem Einkommen leben, berichtet der Deutsche Journalisten-Verband. Freie Journalisten versuchen auf der TUI-Messe einen Sponsor zu finden für ihre nächste journalistische Reise. Einige von ihnen wechseln ganz die Seite. Zum ersten Mal, meldet der Mediendienst kress report, gebe es in Deutschland mehr Pressesprecher als Journalisten.
Auf dem Kommunikationskongress am Alexanderplatz in Berlin referiert die Mobilfunklobbyistin Una Großmann. Wie bestimmt man das, was in der Zeitung steht? Es gehe darum, die Meinungshoheit zu gewinnen, sagt sie, »Journalisten dazu zu bringen, dass sie unser Ziel kommunizieren – und zwar im redaktionellen Teil, nicht in den Anzeigen«.
Wie man das macht? Man biete Lokalsendern Hörfunkbeiträge an, »die kosten nicht viel«, ein paar O-Töne, dazu Vorschläge für die An- und Abmoderation. Wichtig sei es, die Inhalte zu lancieren, aber den Absender zu verschleiern. Am beliebtesten sei das »Rundum-sorglos-Paket«: fertige Texte, die Redaktionen nur noch abdrucken müssten, aufbereitet mit Infografiken, Protagonistenfotos, Experteninterviews. Ihr Arbeitgeber finanziere auch Ärztefortbildungen, und diese Ärzte könne man dann als Experten interviewen.
»Ich nutze Tageszeitungen, Frauenzeitschriften, Fachmedien«, sagt Una Großmann. »Es war nie einfacher als heute.«
Die Gleichung ist simpel: Je schwächer die Redaktionen, umso leichter haben es die Marketing-Abteilungen. In Regensburg gibt es inzwischen einen eigenen »Artikeldienst«, der die Zeitungen der Region mit Texten und Bildern versorgt – kostenlos. Die Firma obx-news gibt sich als Nachrichtenagentur, wird aber von der PR-Agentur NewsWork und diversen »Partnern« wie dem Tourismusverband Oberbayern gesponsert. Ein Themenspezial des Focus wurde vom Finanzdienstleister AWD gesponsert – und AWD-Berater Bert Rürup im redaktionellen Teil freundlich interviewt. Im stern lag in diesem Herbst ein 28-seitiges »Ikea-Special« bei, finanziert vom Möbelhaus und produziert von der Redaktion der Brigitte . Eine Hommage zum 30. Geburtstag des Billy-Regals. Billy habe einen »unschlagbaren Preis«, schwärmten die Journalisten.
Dies sei sicher ein Grenzfall, sagt Bernd Buchholz, der Vorstandschef des Verlages Gruner + Jahr, zu dem die Zeitschriften stern und Brigitte gehören. »Aber da gibt es formal nichts zu beanstanden.«“
HLV Anmerkung
Arbeitgeber von Frau Großmann ist das IZMF, die Vereinigung aller Mobilfunkbetreiber mit Sitz in Berlin
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Die Mainstream Medien am Gängelband der Werbekunden
http://www.der-mast-muss-weg.de/index04.htm
rudkla - 20. Dez, 14:15