23.01.2006
ETWA 250 DEMONSTRANTEN
Über das Auftreten zahlreicher Krankheitsfälle nach der Inbetriebnahme nahe gelegener Mobilfunk-Sendeanlagen berichtete Dr. Cornelia Waldmann-Selsam am Freitagabend in Schauenstein. Die Bamberger Ärztin war Rednerin bei einer Demonstration, zu der die örtliche Bürgerinitiative gegen den Mobilfunk aufgerufen hatte.
SCHAUENSTEIN – „Wir wollen ohne Zwangsbestrahlung lernen“ steht auf dem Schild, das ein Schüler beim Fackelzug trug. Einige der Transparente richteten sich direkt gegen die Hausbesitzerin, auf deren Dächern sich bereits Anlagen von zwei Mobilfunk-Betreibern befinden und die aus finanziellem Interesse die Sender zweier weiterer Anbieter zulassen möchte. „Frau T ... , zählt Geld mehr als unsere Gesundheit?“, lautete die eindringliche Frage auf dem Transparent einer Mutter, die einen Kinderwagen schob. „Was tun Sie uns an?“ stand auf dem Schild eines kleinen Jungen.
Zirka 250 Teilnehmer aus dem gesamten Landkreis schlossen sich der Demonstration an, die von der Schule zum Grundstücksrand des 200 Meter entfernten Mobilfunk-Standortes führte. Die Bewohnerin des Anwesens ließ sich verständlicherweise nicht blicken.
Roland Meder, einer der drei Sprecher der Schauensteiner Bürgerinitiative, machte die bereits bestehenden Sendemasten für viele Krankheits- und Todesfälle im Bereich der Hofer Straße, der Blumen- sowie der Rosenstraße verantwortlich. „Der Freistaat Bayern und die Bundesregierung unternehmen nichts gegen die Mobilfunk-Betreiber, denn die Herren Minister und Abgeordnete sitzen in den Aufsichtsräten“, sagte Meder. Mit Statistiken wies er auf die bundesweit innerhalb weniger Jahre gestiegenen Fälle von Schlafstörungen (von 27 auf 80 Prozent), Herzrhythmusstörungen (von vier auf sechs Prozent) sowie Tinnitus (Ohrgeräusche, von vier auf 57 Prozent) hin. „Vergessen wir nicht unsere Kinder, denn sie sind den Strahlungen in der Schule und im Kindergarten Stunden ausgesetzt“, sagte er und warnte vor Spätfolgen. Meders Forderungen: Kein weiterer Ausbau der Mobilfunktechnologie auf Grund der unfreiwillig eingegangenen Risiken mit eventuell dauerhaften Belastungen, die Verminderung der Sendeleistungen, Aufklärung der Bevölkerung über die Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder sowie die Reduzierung der Strahlungsintensität schnurloser Telefone nach dem DECT-Standard mit Begrenzung der Strahlung auf die tatsächliche Nutzungsdauer.
Von einer neuen Krankheit, dem so genannten Mikrowellen-Syndrom, sprach Dr. Cornelia Waldmann-Selsam. Sie stellte sich als eine von über 300 Ärztinnen und Ärzten in Oberfranken vor, die seit zwei Jahren ähnliche Beobachtungen bei Anwohnern von Mobilfunksendern gemacht hätten. „Gesunde Menschen, die uns bekannt waren, erkrankten schlagartig mit einer Vielzahl an Symptomen, die wir vorher nicht kannten“, berichtete die Medizinerin. Viele Kollegen hätten gemeinsam versucht, Befunde zu bekommen, was nicht möglich gewesen sei. „Wenn wir den Patienten den Rat gaben, sich probeweise woanders aufzuhalten und zu schlafen, sind die Symptome wieder verschwunden“, betonte Waldmann-Selsam.
Siehe dazu „Das Mikrowellen-Syndrom“ unter:
http://freepage.twoday.net/stories/1452806/
Mit Kollegen habe sie den „Bamberger Appell“ verfasst, in dem die Mediziner öffentlich auf die Gesundheitsgefahren hinweisen würden. Wie die Ärztin erläuterte, gab es daraufhin viele Anfragen in ganz Oberfranken von Anwohnern an Mobilfunk-Standorten. Sie habe 800 Menschen an 150 Standorten zuhause besucht und festgestellt, dass gesundheitliche Beschwerden immer kurze Zeit nach der Inbetriebnahme von neuen Sendern auftreten würden. „Wenn wir Ärzte – und wir sind die Fachleute für Gesundheit – überall dort feststellen, dass die Menschen krank werden, dann kann es nicht sein, dass Physiker und Ingenieure behaupten, die Grenzwerte seien eingehalten“, kritisierte sie. Der flächendeckende Mobilfunk mache die Menschen kaputt, sagte Waldmann-Selsam.
Die Ärztin berichtete von eigenen Strahlungsmessungen in Schauenstein, die stellenweise sehr hohe Werte von 3000 bis 4000 Mikrowatt pro Quadratmeter ergeben hätten. Sie verglich diese Zahl mit der Strahlenschutzbegrenzung im Betrieb eines bayerischen Automobilbauers, der für seine Mitarbeiter nicht mehr als 100 Mikrowatt zulasse.
„Der Schauensteiner Stadtrat hat sich einstimmig gegen die Erstellung von weiteren Mobilfunk-Masten im Bereich von Wohngebieten ausgesprochen“, sagte stellvertretender Bürgermeister Hermann Fraas. Dabei habe das Wohl der Bürger und die Erhaltung der Gesundheit oberste Priorität, betonte er.
Nach der geltenden Rechtslage kann eine Gemeinde einen Sendemast unter zehn Metern Höhe auf einem Privatgrund nicht verhindern. WERNER ROST
Fackeln und Transparente mit eindringlichen Parolen gegen Mobilfunk-Sendemasten in Wohngebieten: Demonstranten aus dem ganzen Landkreis nahmen am Fackelzug der Schauensteiner Bürgerinitiative teil. Die Strecke führte von der Schule zu einem 200 Meter entfernten Mobilfunk-Standort. FOTOS: W. R.
Roland Meder, Andrea Jahn und Peter Göpfert (nicht im Bild) von der Bürgerinitiative Schauenstein hatten zur Demonstration aufgerufen. Meder warnte vor den gesundheitlichen Risiken.
http://www.frankenpost.de/nachrichten/regional/frankenwald/resyart.phtm?id=910651
Mehr Infos zu Dr. Cornelia Waldmann-Selsam unter:
http://tinyurl.com/8wzd4